Nach Unfall mit Fähre in Hamburg: Kritik an Schiffsführer-Ausbildung

Stand: 21.01.2025 11:32 Uhr

Im Hamburger Hafen ist am Montagmorgen eine HADAG-Fähre mit einem Schubverband kollidiert. Elf Menschen wurden bei dem Unfall verletzt, eine Person schwer. Kritik an der Schiffsführer-Ausbildung wies die HADAG zurück.

Der Schiffsunfall ereignete sich am Morgen auf der Norderelbe in Höhe Köhlbrand. Die Fähre "Övelgönne" stieß dort gegen 6.40 Uhr mit einem Schubverband zusammen. Die Fähre kam aus Finkenwerder, der Schubverband fuhr in die entgegengesetzte Richtung. Der Aufprall war so stark, dass die Fähre teilweise an der Seite aufgerissen wurde. Elf Menschen wurden verletzt, ein Mann erlitt schwere Kopfverletzungen. Die Kapitänin stand unter Schock.

Rund 25 Personen auf der Fähre

Die Fähre steuerte nach dem Unfall den Anleger am Dockland an. Dort gingen Feuerwehrleute an Bord und brachten rund 25 Menschen an Land - die Fahrgäste und auch die Besatzung. Sanitäterinnen und Sanitäter sowie Notärztinnen und -ärzte kümmerten sich um die Verletzten und brachten sie in umliegende Krankenhäuser. Insgesamt rückte ein Großaufgebot von rund 55 Einsatzkräften an. Auch schweres Gerät kam zum Einsatz.

Fähre nach Unfall schwer beschädigt

Die HADAG-Fähre wurde durch den Zusammenstoß stark beschädigt. Unter anderem gingen mehrere Scheiben zu Bruch. Schiffsdiesel oder andere Gefahrstoffe traten nicht aus. Wie genau es zu dem Unfall kam, untersuchen nun die Wasserschutzpolizei und eine spezielle Ermittlungsgruppe für Schiffsunfälle. Zum Zeitpunkt der Kollision war es in Hamburg recht nebelig. Nach Angaben der HADAG ist die Schiffsführerin der Unglücksfähre sehr erfahren.

Zu wenig Personal auf HADAG-Fähren?

Einzelne Hafenschiffer, die anonym bleiben wollen, kritisierten nach dem Unfall, dass Binnenschifferinnen und -schiffer länger ausgebildet werden müssten. Zudem dürften einzig die HADAG-Fähren mit nur einem Besatzungsmitglied fahren. Tatsächlich ist das bundesweit einmalig. Allerdings müssten die HADAG-Schiffsführerinnen und -Schiffsführer eine Extra-Prüfung ablegen, erklärte Hamburgs Hafenschifffahrtsverband. Ihre Ausbildung dauert drei Jahre. Zudem könne ein Unglücksschiff in Hamburg sofort überall anlegen. Darauf beruht die Ausnahmegenehmigung. Auch kleine Hafenbarkassen fahren mit nur einem Besatzungsmitglied.

Ole Wackermann und Maiken Nielsen stehen vor einem Hintergrund, der den Hamburger Hafen und die Elphilharmonie am Abend zeigt, und lächeln in die Kamera. © NDR; picture alliance / Westend61 | Willing-Holtz Foto: Arman Ahmadi
AUDIO: Podcast Hamburg Heute: Schwerer Unfall mit HADAG-Fähre - wie konnte das passieren? (11 Min)

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 21.01.2025 | 06:00 Uhr

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