Mehr Lastenräder in Hamburg: Problem oder praktische Alternative?
In Hamburg sind immer mehr Lastenräder unterwegs: Laut Zweirad-Industrie-Verband sind es momentan etwa 20.000 - und jedes Jahr kommen 500 Lastenräder dazu. Auch viele Hamburger Handwerksbetriebe wollen umsteigen, Unterstützung von der Umweltbehörde bekommen sie aber nicht.
Sorgt die steigende Zahl der Lastenräder in Hamburg für Probleme im Straßenverkehr? Beim ADAC sind bislang kaum Beschwerden von Autofahrerinnen und Autofahrern eingegangen. Allgemeine Beschwerden über Radfahrende gebe es, nicht aber speziell über Lastenradfahrer und -fahrerinnen. Lastenräder werden zudem weder in der Verkehrsunfallstatistik noch in der Kriminalstatistik separat erfasst, sodass der Polizei keine Statistik zu Unfällen und Diebstählen vorliegt.
Mehr Abstellflächen für Lastenfahrräder gefordert
Radfahrstreifen in Hamburg haben in der Regel eine Breite von mindestens 1,85 Meter und Radwege von 2,50 Meter. Die Verkehrsbehörde plant zudem, Radstrecken weiter auszubauen, nicht aber speziell für Lastenräder. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) kritisiert jedoch, dass es viel zu wenig Stellplätze für die Menge an Lastenrädern gibt, die zurzeit in der Stadt unterwegs sind. Als ein gutes Beispiel nennt der ADFC jedoch das Fahrradparkhaus an der Kellinghusenstraße, das ein eigenes Deck nur für Lastenräder hat.
Lastenrad für Handwerksbetriebe eine Alternative zum Auto
Auch einige Handwerksbetriebe wollen zukünftig auf Lastenräder umstellen. Mal eben ein Aufmaß bei den Kundinnen und Kunden machen, Räume vorab besichtigen oder auch Werkzeuge transportieren: Mit dem Lastenrad haben Handwerkerinnen und Handwerker keine Probleme mehr bei der Parkplatzsuche. Es sei nicht nur umweltschonender, es spare auch Spritkosten und Zeit, sagt Jan Rokahr von der Handwerkskammer Hamburg: "Man steckt nicht im Stau fest, man kann mit dem Lastenrad auf dem Gehweg parken, kann so von dem einen oder anderen Betrieb jetzt schon gut genutzt werden."
Umweltbehörde: Keine weitere Förderung geplant
Anders als zuletzt 2020 will die Umweltbehörde den Kauf von Lastenrädern jetzt aber nicht mehr fördern, sagte eine Sprecherin NDR 90,3. Dabei werden Lastenräder auch für andere Hamburger Unternehmen offenbar zu einer attraktiven Alternative. Im Schnitt kostet die Anschaffung eines elektrisch betriebenen Lastenrads rund 7.000 Euro. In zwei Wochen findet in der Handelskammer eine Veranstaltung dazu statt.
Als die Umweltbehörde zuletzt vor drei Jahren die Anschaffung von Lastenrädern gefördert hat, ging das Geld innerhalb weniger Stunden weg, vor allem an Privatpersonen. Es gebe zwar eine Förderung vom Bund, aber die reiche nicht aus, meint Rokahr von der Handwerkskammer: "Wenn es Hamburg mit der Mobilitätswende ernst meint, finde ich, kann man auch noch zusätzlich positive Anreize setzen." Niedersachsen beispielsweise hat gerade ein neues Förderprogramm aufgelegt. Für jedes neu gekaufte Lastenrad gibt es bis zu 800 Euro vom Land.
Paketdienst startete Modellprojekt bereits 2012
Viele Lieferdienste, wie etwa UPS und Hermes, nutzen Lastenräder schon seit Jahren. Hamburg ist dabei Modellstadt für UPS, was die Umstellung vom Auto auf das Lastenrad anbelangt. Das Projekt ist 2012 in Hamburg gestartet und läuft jetzt auch in anderen deutschen Städten. Laut UPS spart das Unternehmen damit rund 57 Tonnen CO2 pro Jahr.