Medikamentenmissbrauch bei Jugendlichen in Hamburg nimmt zu
Schmerzmittel als Partydroge und Beruhigungsmittel als "Krücke", um durch den Alltag zu kommen: Immer mehr Jugendliche in Hamburg missbrauchen starke Arzneimittel und riskieren damit, dass sie abhängig werden. Es gab schon Todesfälle.
Suchtexperten und -expertinnen in Hamburg warnen vor einem wachsenden Problem. Teenager würden sich zum Beispiel mit Benzodiazepinen berauschen oder mit Opioiden wie Tilidin, einem starken Schmerzmittel für Tumorpatienten.
Besonders besorgniserregend: Seit der Coronapandemie sei der Medikamentenmissbrauch bei Teenagern stark angestiegen, sagt Rainer Thomasius, der Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Etwa jede zweite Patientin und jeder zweite Patient in seiner Klinik hat inzwischen Probleme mit Arzneimitteln. Das sind fünfmal mehr als 2019. Ähnlich sieht es aus bei der städtischen "kö"-Jugenddrogenberatung in Eimsbüttel. 2019 haben dort 27 junge Menschen Hilfe wegen ihres Medikamentenmissbrauchs bekommen. Vergangenes Jahr waren es 124 - fast fünfmal so viele.
Lebensgefährlicher Mix mit Alkohol oder Cannabis
In Kombination mit Alkohol oder Cannabis seien Benzodiazepine und Opioide lebensgefährlich, warnt Rainer Thomasius. Der Mischkonsum könne die Atmung lähmen. Auch Patienten des Zentrums seien deswegen schon gestorben. Viele junge Menschen bräuchten einen Entzug, weil diese Wirkstoffe sehr schnell süchtig machen.
Beruhigungsmittel ebenfalls eine Gefahr
Ebenso problematisch sei der wachsende Missbrauch von Beruhigungsmitteln. Jugendliche würden sie verschrieben bekommen oder kauften sie von Kontakten oder im Internet. Oder sie würden sich an der Hausapotheke bedienen. Wie viele Jugendliche insgesamt Medikamente missbrauchen, ist allerdings unklar. Dazu werden weder in Hamburg noch bundesweit Daten erhoben.
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