Letzter Akt im Drama um die HSH Nordbank: Bad Bank schließt

Stand: 30.06.2023 19:52 Uhr

Die HSH Nordbank war die größte Schiffsbank der Welt, doch die frühere Landesbank hat Hamburg und Schleswig-Holstein Milliardenverluste eingebracht. Zumindest unter das Kapitel faule Schiffskredite können beide Länder nun aber einen Schlussstrich ziehen.

Hamburg und Schleswig-Holstein haben das letzte Kapitel im milliardenteuren Drama um die inzwischen privatisierte HSH Nordbank aufgeschlagen. Auf den Tag sieben Jahre nach der Übernahme fauler Schiffskredite durch die HSH Portfoliomanagement stellte die Bad Bank ihre operative Geschäftstätigkeit wider Erwarten mit einem Gewinn ein und kann nun selbst abgewickelt werden.

Mehr als neun Milliarden Euro Verlust

Das Fiasko um die frühere Landesbank kostet die Steuerzahlerinnen und -zahler aber trotzdem immer noch mehrere Milliarden Euro. "Es ist schon so, dass wir am Schluss von einer Größenordnung für die beiden Länder von einer Gesamtbelastung von 9,2 Milliarden Euro ausgehen müssen. (...) Das ist schon gruselig", sagte Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Es sei ein Tag zweier völlig unterschiedlicher Seiten, sagte Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold (Grüne). "Es ist die bittere Erkenntnis, dass das HSH-Nordbank-Desaster noch über Jahre, Jahrzehnte vermutlich unsere Kinder und Enkel belasten wird."

Faule Schiffskredite abgewickelt

Auf der anderen Seite sei es ein guter Tag, weil es gelungen sei, die Bad Bank so zu steuern, dass die Strategie aufgegangen und das Verkaufsverfahren für das Restportfolio genau zum rechten Zeitpunkt im Sommer 2021 gestartet worden sei. Die HSH Portfoliomanagement war im Dezember 2015 durch Abschluss eines Staatsvertrags zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein als gemeinsame sogenannte Bad Bank errichtet worden. Die Anstalt öffentlichen Rechts hatte die Aufgabe, die von der HSH Nordbank zum 30. Juni 2016 übernommenen faulen Schiffskredite abzuwickeln. Insgesamt übernahm die Bank Kredite mit einem Volumen von 4,2 Milliarden Euro für 253 Schiffe zu einem Preis von 2,4 Milliarden Euro.

Unerwartet hohe Nachfrage nach Schiffen hilft

War ursprünglich mit hohen Verlusten gerechnet worden, erwies sich die Corona-Pandemie mit ihren Verwerfungen bei der internationalen Schifffahrt zumindest hier als Segen. Denn wegen steil gestiegener Frachtraten und der hohen Nachfrage nach Schiffen waren die Kredite plötzlich wieder etwas wert und konnten gewinnbringend losgeschlagen werden. Insgesamt werden die Länder - vorbehaltlich der Schlussbilanz - demnach rund 380 Millionen Euro erhalten. "Das hat damals niemand vermutet", sagte Heinold. "Ende gut, alles gut" könne man jedoch nicht sagen, meinte Dressel. Dazu sei der bei durch die HSH Nordbank angerichtete Schaden zu groß. Gleichwohl hätten es viele nicht für möglich gehalten, dass am Schluss bei den faulen Schiffskrediten noch ein kleines Plus herauskomme.

HSH Nordbank wird zur Hamburg Commercial Bank

Die Hamburgische Landesbank und die Landesbank Schleswig-Holstein waren 2003 zur HSH Nordbank fusioniert worden. Es folgten Finanz-, Banken- und Schifffahrtskrise, die sich 2009 zu einem Debakel für die HSH Nordbank entwickelten. Dann kamen die Maßgaben aus dem EU-Beihilfeverfahren, das eine Privatisierung der Landesbank vorsah und 2018 zum Preis von einer Milliarde Euro umgesetzt wurde. Die HSH Nordbank firmiert seither als Hamburg Commercial Bank.

Endgültige Abwicklung im Herbst

Dressel kündigte an, dass nun die Parlamente informiert würden und zudem eine Schlussabrechnung gemacht werde, wenn die Bad Bank voraussichtlich im Herbst endgültig abgewickelt sei. Grundsätzlich sei er sich aber schon jetzt sicher: "Es kommt keine neue dicke Nordbank-Rechnung. Das ist jetzt hier der Final Call."

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 30.06.2023 | 17:00 Uhr

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