Kritik vom BUND Hamburg: Fegebank will "neue Gentechnik" erproben
Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) sagt Ja zur sogenannten neuen Gentechnik in der Landwirtschaft. Bisher lehnen die Grünen diese ab. Vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Hamburg kommt scharfe Kritik.
"Wir sind entsetzt", sagt Sabine Sommer, Landesvorsitzende des BUND Hamburg. Bisher stehe der Senat dafür, dass die Hamburger Landwirtschaft gentechnikfrei bleiben soll, sagt sie. Fegebank hatte sich dafür ausgesprochen, "neue Gentechnik" zu erproben. Angesichts des Klimawandels könnte diese die Ernährung sichern, meint sie. Anlass für Fegebanks Vorstoß ist ein Vorschlag der EU-Kommission, die Regeln für den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen zu lockern.
Bisherige EU-Regeln für Gentechnik sind von 2001
In der Gentechnik hat sich in den vergangenen 20 Jahren viel getan. Die bisherigen Regeln der EU zur Risikobewertung und Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen für Lebensmittel stammen aus dem Jahr 2001. Seitdem sind neue Gentechniken entwickelt worden, bei denen nur genetische Informationen verwandter oder kreuzbarer Arten benutzt werden. Nur für diese Verfahren will die EU die Regeln lockern. Damit könnten Nutzpflanzen widerstandsfähiger zum Beispiel gegen Wassermangel oder Schädlinge werden, argumentieren die Befürworter.
BUND: Frontalangriff auf den Verbraucherschutz
Viele Produkte, die auf Basis gentechnisch veränderter Pflanzen in die Supermärkte kommen, sollen nach den Plänen der EU nicht mehr gekennzeichnet werden. Dagegen laufen Verbraucherschützer Sturm. Sie wollen, dass Gentechnik erkennbar bleibt. Der BUND Hamburg bezeichnet Fegebanks Vorstoß als einen Frontalangriff auf den Verbraucherschutz. "Bisher werden alle gentechnisch veränderten Pflanzen einer Risikoprüfung unterzogen. Sollte der Kommissionsvorschlag so umgesetzt werden, könnten Verbraucherinnen und Verbraucher nicht erkennen, wann sie gentechnisch veränderte Lebensmittel konsumieren," kritisiert die Landesvorsitzende Sommer. Zudem gibt es Befürchtungen, dass der Vorschlag der EU sich auf Biobauern auswirken könnte, weil durch vom Wind verwehte Samen deren Felder kontaminiert würden.
Grüne und SPD generell skeptisch
Fegebank weiß, dass sie mit ihrer Haltung auch bei den Grünen im Bund und in Hamburg auf Widerstand stößt. Grünen-Fraktionschefin Jennifer Jasberg beispielsweise ist beim Thema deutlich skeptischer: Die klassische Biolandwirtschaft könne durch genetisch veränderte Pflanzen gefährdet werden. Zudem würden Patente auf Genveränderungen bisher zu Monopolen führen, statt zu Artenreichtum und globaler Gerechtigkeit. Stoff für einen Schnellschuss sei diese Frage nicht, heißt es auch von der SPD. Zuerst hatte die "taz" über den Vorstoß von Hamburgs Wissenschaftssenatorin berichtet.