Kommentar: Neuer Trainer Blessin eine gute Wahl des FC St. Pauli
Es gibt auch noch Fußball-News ohne EM-Spiele: Der FC St. Pauli hat am Donnerstag seinen neuen Cheftrainer vorgestellt. Alexander Blessin wird das Team in der kommenden Erstliga-Saison betreuen. Kein großer Name, aber eine gute und logische Entwicklung, meint Sebastian Rieck in seinem Kommentar.
Der FC St. Pauli hat am Donnerstag einen neuen Cheftrainer vorgestellt: Alexander Blessin. Alexander wer? Viele St. Pauli-Fans mussten bei dem Namen sicherlich zuerst einmal die Suchmaschinen bemühen, denn der Name Blessin war bislang etwas für echte Insider - zumindest in Deutschland.
Trainer passt zum Weg der letzten Jahre
Und doch ist der Transfer am Ende eigentlich logisch. Er passt zu dem Weg, den St. Pauli unter Sportchef Andreas Bornemann seit Jahren geht. Bei der Suche nach Verstärkungen geht es nicht um Namen, sondern um Entwicklungspotenzial. Wer aus der breiten Masse kannte vor Jahren schon einen Jackson Irvine, einen Eric Smith, einen Oladapo Afolayan? Oder eben auch einen Fabian Hürzeler, den St. Pauli vor anderthalb Jahren zum Chef machte, obwohl er noch keine 30 Jahre alt war?
Bornemann richtet sich nach Daten und Vertrauen
Andreas Bornemann guckt sich nicht die vermeintlich leichten Lösungen an oder orientiert sich an den ersten offensichtlichen Vorschlägen von Fans - oder gar einem Milliardär, Grüße an den HSV. Er guckt auf Daten und guckt, ob es passt, ob er dem Spieler - oder eben jetzt dem Trainer - zutraut, sich bei St. Pauli weiterzuentwickeln und so auch den Club nach vorne zu bringen. Und bei eben dieser Analyse ist die Wahl auf Alexander Blessin gefallen.
Blessin in Belgien erfolgreich
Der 51-Jährige war Jugendtrainer in Leipzig, wurde danach im belgischen Ostende in der ersten Liga Trainer des Jahres, war dann kurz in Genua und zuletzt eben wieder in Belgien, wo er mit Union St. Gilloise Vizemeister und Pokalsieger wurde. Und das mit einem Spielstil, der - so Bornemanns Analyse - perfekt zu St. Pauli passt. Und der übrigens mit seinem belgischen Club international gespielt hätte, entweder in der Champions League, zumindest aber in der Europa League.
Bornemann hat sich Vertrauen erarbeitet
Dass ein Trainer, der diese sportlichen Aussichten hat, seinen Club verlässt, um beim FC St. Pauli anzuheuern, ist neu. Und auch ein Verdienst von Sportchef Andreas Bornemann, den viele Fans zum Teufel jagen wollten, als er Club-Legende Timo Schultz entlassen hat. Ein Fan-Liebling, eine Identifikationsfigur wird Bornemann bei den Anhängerinnen und Anhängern nicht mehr werden. Aber er hat sich über die Jahre mit vielen guten Transfers Respekt und Vertrauen erarbeitet. Blessin könnte sein nächster Treffer werden. Dann bräuchte bei dem Namen schon bald kein Fan mehr eine Suchmaschine zu bemühen.