Kommentar: Greenwashing bei den Hamburg Cruise Days
Die Kreuzfahrer kommen. Zu den Cruise Days am kommenden Wochenende werden in Hamburg neun Kreuzfahrtschiffe erwartet. Das wird wieder ein großes Spektakel im Hafen. Gleichzeitig wächst die Kritik von Umweltschützerinnen und Umweltschützern an der Veranstaltung. Dem schlechten Klima-Image begegnen die Cruise Days jetzt mit einem Nachhaltigkeitskonzept, das Daniel Kaiser von NDR 90,3 kommentiert.
Die Cruise Days mit einem Herz fürs Klima? Schön wär's. Mülltrennung an Land und QR-Codes statt Broschüren - das ist der Plan. Aber ein Feuerwerk, das muss - Bitteschön - sein. Eine Drohnen-Show ist den Cruise Days zu teuer. Das zeigt doch, wie ernst die Cruise Days das mit der Umwelt meinen. Es ist nur ein Feigenblatt. Ein sehr kleines. Hauptsache, die Serviette vom Fischbrötchen wird in den richtigen Mülleimer geworfen. Und nebenan schaukelt die schwimmende Stadt mit Horror-CO2-Bilanz. Das ist Greenwashing für ganz, ganz Arme. Zum Fremdschämen.
Stadt ist bei Kreuzfahrtbranche zu unkritisch
Ja, die Schiffe sind schön. Imposant. So viele von denen in unserem Hafen? Überwältigend. Hamburg ohne Schiffe? Undenkbar. Das Ganze noch im blau erleuchteten Hafen. Ein Träumchen. Ich weiß. Aber Schönheit allein reicht heute nicht mehr. Wir sind gerade dabei, alles, unser ganzes Leben, auf den Prüfstand zu stellen. Es gibt einen Hamburger Klimaplan mit ehrgeizigen Zielen. Dass die Stadt dieser Branche für ein paar schöne Bilder so unkritisch den roten Teppich ausrollt, ist ein Problem.
Branche bewegt sich zu langsam
Man sieht bei den Cruise Days nur den kleinsten Teil des Ganzen. Wie bei einem Eisberg ist das meiste unsichtbar: Die Umweltbelastung, die Arbeitsbedingungen auf den Schiffen und dass die Kreuzfahrtunternehmen ihre Leute in der Corona-Krise haben fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Expertinnen und Experten sagen: Die Branche bewegt sich. Aber sehr langsam und auch erst nach Protesten und kritischen Nachfragen der Passagiere.
Was wird da eigentlich gefeiert?
Werden die Cruise Days, wird die Kreuzfahrtindustrie ihrer Verantwortung gerecht? Ich meine: So lange die Sache mit dem Landstrom nicht funktioniert, so lange die Pötte immer noch zum größten Teil mit Schweröl über die Meere schippern, so lange die Kreuzfahrtindustrie eigentlich eine Geißel des Tourismus ist, von der sich immer mehr Städte abschotten, so lange wir diese Schiffe in unserer Stadt eher unter Schmerzen dulden, gibt es eigentlich keinen Grund zu feiern.