Kinder heimlich fotografiert: Prozess um Erpressung in Hamburg
Vor fast fünf Jahren wurde eine bekannte Hamburger Verlegerfamilie erpresst. Eine Tochter der Verlagserbin sollte 300.000 Euro zahlen, sonst würden ihre beiden Kinder getötet. Seit Dienstag muss sich der mutmaßliche Erpresser vor einer Schöffenkammer des Hamburger Amtsgerichts verantworten.
Das Erpresserschreiben lag im Kinderzimmer. "Bitte erschrecken Sie nicht, wenn Sie diesen Brief lesen, ..." fing es an. "Was ich verlange, sollten Sie eher als gute Wohltat sehen", schrieb der Erpresser. Dann verlangte er 300.000 Euro - angeblich, um damit eine Operation seines herzkranken Sohnes zu bezahlen. Und es war nicht nur das Schreiben im Kinderbett. Daneben lagen Fotos, die Wochen zuvor aufgenommen worden waren. Sie zeigten die beiden Kinder, die friedlich schliefen - während auf sie eine Pistole gerichtet war.
Angeklagter ein Bekannter der Familie
Der jetzt wegen versuchter räuberischer Erpressung angeklagte 36-Jährige ist ein Bekannter der Familie. Er war damals zu Besuch und wohnte in einer Einliegerwohnung des Hauses in Harvestehude.
Urteil für Ende September erwartet
Die Richterin legte ihm ein Geständnis nahe: Da er für die Fotos eine Pistole auf die Kinder gerichtet haben soll, droht ihm eine Gefängnisstrafe. Deshalb auch die Anklage vor einer Schöffenkammer, die bis zu vier Jahre Haft verhängen kann. Bei einem Geständnis sei noch Bewährung möglich, so die Richterin. Doch der Angeklagte schwieg. Mit dem Urteil ist Ende September zu rechnen.