Immer mehr Straftäter kommen in Hamburger Maßregelvollzug
"Der kommt nach Ochsenzoll" - das sagt man in Hamburg, wenn ein Straftäter oder eine Straftäterin nicht ins Gefängnis kommt, sondern in den Maßregelvollzug, weil er oder sie psychisch schwer krank ist.
Das Problem: Immer mehr Menschen werden dazu verurteilt und dort untergebracht. Fachleute sehen diese Entwicklung mit großer Sorge. Vor 25 Jahren waren weniger als 100 Menschen im Hamburger Maßregelvollzug untergebracht. Inzwischen sind es etwa vier Mal so viele - die meisten davon am Standort in Ochsenzoll.
Für diese Entwicklung gibt es aus Sicht der zuständigen Aufsichtskommission wohl vor allem einen wichtigen Grund: Chronisch und oftmals schwer psychisch kranke Menschen werden nicht angemessen psychiatrisch versorgt und behandelt, bevor es zu spät ist und sie zu einer Gefahr geworden sind und in den Maßregelvollzug kommen.
Standort Ochsenzoll soll erweitert werden
Mehr als 70 Prozent der betroffenen Patientinnen und Patienten würden an einer schizophrenen Psychose leiden. Doch statt einer frühen Hilfe sieht die Realität eher anders aus: Der Maßregelvollzug in Hamburg wird - wie überall in Deutschland - weiter ausgebaut. So soll der Standort Ochsenzoll von derzeit 335 Plätzen auf 375 Plätze erweitert werden.
Aufsichtskommission überwacht Maßregelvollzug
In der Aufsichtskommission sind Psychiaterinnen, Psychiater und andere Fachleute vertreten. Ihre Aufgabe ist es, den Maßregelvollzug zu überwachen und Beschwerden nachzugehen. Ihr aktueller Bericht umfasst die Jahre 2020 und 2021 und wurde jetzt erst vom Hamburger Senat veröffentlicht. Trotzdem dürfte die Lage-Beschreibung immer noch aktuell sein - das zeigen viele weitere bundesweite Veröffentlichungen zum Thema Maßregelvollzug.