Blick auf das rund 400 Quadratmeter große Fassadenkunstwerk "Dear Uwe - 30 Jahre Hinz&Kunzt" des irischen Künstlers Aches an der Südfassade des Musikerhauses in der Shanghaiallee in der HafenCity. Das Bild zeigt den inzwischen verstorbenen dienstältesten "Hinz&Kunzt"-Verkäufer Uwe Dierks. © picture alliance/dpa | Marcus Brandt Foto: Marcus Brandt

Hamburger Straßenmagazin "Hinz&Kunzt" wird 30 Jahre alt

Stand: 01.11.2023 20:50 Uhr

Das Hamburger Straßenmagazin "Hinz&Kunzt" feiert in diesen Tagen sein 30-jähriges Bestehen. Mit einer Auflage von rund 50.000 Exemplaren ist "Hinz&Kunzt" nach Angaben der Verantwortlichen derzeit Deutschlands auflagenstärkstes Straßenmagazin - mit den Schwerpunkten Sozialpolitik, Hamburg-Themen und Kultur.

Der Geburtstag wird den ganzen November über mit zahlreichen Aktionen gefeiert. Unter dem Titel "30 Jahre Hinz&Kunzt - Willkommen in St. Georg" gab es am Dienstag in der evangelischen St. Georgskirche am Hamburger Hauptbahnhof ein Benefizabend zugunsten der Sozialarbeit von "Hinz&Kunzt". Mit dabei waren prominente Gratulantinnen und Gratulanten wie Liedermacherin Anna Depenbusch, Schauspieler Rolf Becker und die Band Tonbandgerät. Am 10. November folgt dann eine große Gala im Uebel & Gefährlich.

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Im Bildvordergrund rechts goldene Folienballons, die die Zahl 30 bilden, unscharf im Hintergrund ein Gospelchor. © Screenshot
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"Hinz&Kunzt" feiert 30-jähriges Bestehen mit Benefizabend

Zahlreiche Gäste sind gekommen, um die Arbeit des Obdachlosenprojekts zu würdigen. In Hamburg leben etwa 2.000 Menschen auf der Straße. 3 Min

"Hinz&Kunzt" wird von rund 500 Obdachlosen verkauft

Das Heft wird von Profis gemacht und von rund 500 Obdachlosen, Wohnungslosen, Ex-Obdachlosen und von Menschen in prekären Lebenslagen auf der Straße verkauft. Mehr als die Hälfte der 38 Mitarbeitenden hat demnach einmal auf der Straße gelebt. "Das Projekt bietet eine unbürokratische Beschäftigung für Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen haben, und fördert das soziale Klima in unserer Stadt: Der Verkauf des Magazins trägt dazu bei, dass Berührungsängste und Vorurteile zwischen Arm und Reich abgebaut werden", sagte Geschäftsführer Jörn Sturm.

Gemischte Gefühle beim Team

Auf das Jubiläum blicke das Team mit gemischten Gefühlen: "Wir freuen uns über die vielen interessanten Menschen, die wir im Laufe der 30 Jahre getroffen haben. Für viele Verkäuferinnen und Verkäufer sind wir Stimme, Arbeit, Heimat und manchmal sogar Familie." Weiter sagte Sturm: "Die unerfreuliche Seite ist, dass es uns überhaupt noch geben muss: Die Idee und Hoffnung bei der Gründung war, dass die Obdachlosigkeit mit der Schaffung von Arbeit und Wohnraum verschwinden würde. Das ist leider nicht passiert, im Gegenteil." 

27 Menschen wohnen über der Geschäftsstelle

Trotzdem habe das Magazin seit 1993 viel erreicht: So wurde den Angaben zufolge die Unterbringung im Winternotprogramm verbessert und ein Bettelverbot in der Hamburger Innenstadt verhindert. "Außerdem waren wir Impulsgeber für zahlreiche Projekte wie Mitternachtsbus, Kältebus, Pfandregale, oder Sozialticket", sagte Sturm. "Auch auf praktischer Ebene haben wir einiges erreicht: Wir haben viele Menschen in Wohnung gebracht, nicht zuletzt 27 Menschen in Wohnungen direkt über unserer Geschäftsstelle."

Handlungsbedarf beim Winternotprogramm

Hinter den Kulissen leiste "Hinz&Kunzt" sehr viel praktische Hilfe. So gebe es in den eigenen Räumen kostenlose Getränke, Wasch- und Duschgelegenheiten, Angebote der Hamburger Tafel, Schlafsäcke und Kleidung für den Notfall, Freizeitangebote, Postadressen und Geldverwaltung, Einzugs- und Umzugshilfen sowie Fahrtkostenzuschüsse und Weiterbildungsangebote. Handlungsbedarf sieht Sturm weiterhin beim Winternotprogramm der Stadt. "Noch immer ist das Winternotprogramm tagsüber geschlossen und nur während der kalten Monate geöffnet. Hamburg braucht auf jeden Fall eine ganzjährige Unterbringung", sagte Sturm.

Sorgen um die Gesundheit der Obdachlosen

Sorgen bereite den Mitarbeitenden auch der zunehmend schlechte Gesundheitszustand der Menschen auf der Straße und die Vertreibung von Bettlern und Drogenkranken aus der Innenstadt und rund um den Hauptbahnhof. "Das hilft den Menschen nicht, sondern verlagert das Problem nur ein paar Straßen weiter", mahnte er.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 31.10.2023 | 14:00 Uhr

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Soziales Engagement

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