Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs zur EKD-Ratsvorsitzenden gewählt
Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs ist zur Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt worden. Die 63-Jährige erhielt im ersten Wahlgang die notwendige Zweidrittelmehrheit der Synoden-Mitglieder in Würzburg.
Fehrs erhielt am Dienstag 97 von 130 Stimmen der Mitglieder des Kirchenparlaments sowie der Delegierten der 20 Landeskirchen, die in der Kirchenkonferenz organisiert sind. Es gab 14 Gegenstimmen und 19 Enthaltungen. Dem Rat der EKD gehört Fehrs seit 2015 an. Von 2021 an war sie zunächst stellvertretende Ratsvorsitzende und stand in den zurückliegenden zwölf Monaten amtierend an der Spitze des Leitungsgremiums.
Fehrs seit 2011 Bischöfin in Hamburg
Fehrs wuchs an der schleswig-holsteinischen Westküste in Wesselburen auf. Nach ihrem Studium in Hamburg war sie Gemeindepastorin im holsteinischen Hohenwestedt, Bildungsreferentin sowie Personal- und Organisationsentwicklerin. 2006 wurde sie Pröpstin und Hauptpastorin an der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi. Im Juni 2011 wählte die Landessynode sie zur Bischöfin. Ihr Bischofsbezirk Hamburg und Lübeck umfasst neben den beiden Hansestädten auch das Hamburger Umland und den Kreis Herzogtum Lauenburg.
Engagement gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche
Bundesweit bekannt wurde Fehrs für ihr Engagement gegen sexuellen Missbrauch in der evangelischen Kirche. In ihrer Antrittsrede betonte die Theologin: "Wir müssen sexualisierte Gewalt in der Kirche künftig weiter gezielt aufarbeiten." Die Wut und der Schmerz der Betroffenen könne groß sein. Sie habe gelernt, den Menschen mit Empathie gegenüberzutreten. Ende 2023 war ihre Vorgängerin Annette Kurschus während der Jahrestagung der Synode in Ulm unter Druck geraten, weil sie vor vielen Jahren gewusst haben soll, dass ein damaliger Kirchenmitarbeiter sexuell übergriffig handelte. Kurschus bestritt dies, trat aber als Ratsvorsitzende und Präses der Landeskirche von Westfalen zurück, um Betroffenen sexualisierter Gewalt nicht mit Schlagzeilen durch einen Verbleib im Amt zu schaden, wie sie sagte.
Die noch bis Mittwoch tagende Synode ist neben dem Rat und der Kirchenkonferenz eines der drei Leitungsorgane der EKD. Als Dachorganisation von 20 Landeskirchen vertritt die EKD mit Sitz in Hannover bundesweit 18,6 Millionen evangelische Christinnen und Christen in 12.500 Kirchengemeinden.