Hafenautobahn A26-Ost: Rot-grüner Streit droht
Im rot-grünen Senat droht ein Konflikt um die geplante Hafenautobahn. Hamburgs Grünen-Fraktionschef Dominik Lorenzen stellt den Bau der A26-Ost im "Hamburger Abendblatt" infrage. Die Autobahn ist aber im Koalitionsvertrag festgeschrieben.
Als Provokation des Koalitionspartners SPD sieht Lorenzen seinen Vorstoß nicht. Er wolle nur ein Gespräch anregen, denn die Grünen-Bundestagsfraktion fordere von den Ländern mehr Klimaschutz. Im Gespräch mit NDR 90,3 sagte der Fraktionschef: "Die A26-Ost hat natürlich das Problem eines wahnsinnigen Flächenfraßes und bedeutet einen sehr starken Eingriff in Natur und Umwelt. Und sie ist dazu eine absurd teure Autobahn."
Besser beim Köhlbrandtunnel angelegt
1,8 Milliarden Euro solle sie kosten, so Lorenzen. Das Geld sei besser beim Ersatztunnel für die Köhlbrandbrücke angelegt. Lorenzen stellte er aber klar: Keineswegs wolle er den Koalitionsvertrag infrage stellen.
Kienscherf: "Bundes-Grüne wollen von Problemen ablenken"
Sein Koalitionspartner Dirk Kienscherf (SPD) lehnt den Vorstoß ab und sagte NDR 90,3: "Die Grünen haben gerade auf Bundesebene Probleme und versuchen so ein bisschen davon abzulenken. Klar ist, dass wir das für Hamburg so wichtige Verkehrsprojekt in den Koalitionsverhandlungen beschlossen haben." Er könne verstehen, dass die Genehmigung des Kohleabbaus in Lützerath durch den Grünen-Bundesminister Robert Habeck die Partei im Bund unter Zugzwang setze. "Es darf aber nicht sein, dass die Bundes-Grünen deswegen eine Anti-Hafenpolitik verfolgen und eine Phantomdebatte über die A26-Ost anstoßen." Der Bund habe der A26-Ost zugestimmt. Wenn Hamburg jetzt zögere, bekomme man in den nächsten 20 Jahren keine Hafenautobahn mehr, so Kienscherf.
Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) teilte mit: "Wer den A26-Ausbau über Bord werfen möchte, nimmt in Kauf, dass der Lkw-Verkehr dann durch die Straßen in Hamburgs Süden rollt. Die Zeche für solche Überlegungen zahlen die Harburger mit Stunden im Stau."
CDU spricht von Provokation
Der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Dennis Thering, kritisierte die Äußerungen von Lorenzen scharf: "Der Vorstoß der Grünen, den Bau der A26-Ost zu verhindern, ist erneut eine gezielte Provokation auf Kosten der Stadt." Die Linken-Abgeordnete Heike Sudmann warf den Grünen vor, sie wollten ihr Umwelt-Image aufpolieren. "Doch eine echte Ablehnung der A26-Ost sieht anders aus - Lorenzens Bedenken sind nur ein hilfloses Rumeiern", meinte die Verkehrspolitikerin.
Umweltschützer kritisieren die Autobahn-Pläne
Umweltschützerinnen und -schützer vom NABU Hamburg waren von Anfang an gegen die Autobahn, die die A1 mit der A7 im Süderelberaum verbinden soll. Aus ihrer Sicht sprechen nicht nur Naturschutz-Bedenken gegen den Bau, sondern auch die Wasserstoff-Pläne für den Hafen. Denn die Hohe Schaar ließe sich dann nicht mehr für die geplante Wasserstoff-Wirtschaft nutzen.
Befürworterinnen und Befürworter der A26-Ost versprechen sich von der knapp zehn Kilometer langen Strecke dagegen eine bessere Erreichbarkeit des Hafens, einen Lückenschluss im Autobahnnetz und eine Entlastung der Innenstadt.