Carlo von Tiedemann zeigt mit seinen Händen die Zahl 50. © NDR/Marco Peter

Carlo von Tiedemann: Urgestein feiert 50 Jahre im NDR

Stand: 05.02.2021 00:01 Uhr

Seit den 1970er-Jahren gehört Carlo von Tiedemann zu den Lieblingen des NDR Publikums. Heute feiern wir sein 50. Jubiläum beim NDR.

von Oliver Klebb, NDR.de

Carlo von Tiedemann - das NDR Urgestein - ist noch immer einer der Lieblinge des Publikums - und eine deutsche Moderatorenlegende: Er blickt auf eine mittlerweile 50-jährige Karriere beim Norddeutschen Rundfunk zurück. Der 77-Jährige ist immer noch für einen guten Spruch zu haben. Kein Wunder, denn Carlo ist voll im Training - er moderiert regelmäßig bei NDR 90,3 die Sendung "Hamburg am Mittag". Und dass er überhaupt beim Rundfunk gelandet ist, hat er einem glücklichen Zufall zu verdanken.

Klassenclown aus adeligem Hause

Als Spross eines preußischen Adelsgeschlechts erblickt Carl Ferdinand Hanns-Joachim Franz Friedrich von Tiedemann am 20. Oktober 1943 im pommerschen Stargard das Licht der Welt. Sein Vater ist ein pensionierter Generalleutnant, die Mutter stammt aus der Familie des Dichters Heinrich von Kleist. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs muss die Familie Ende 1944 ihr Gutshaus verlassen und nach Holstein flüchten. Neues Domizil wird das beschauliche Gut Bockhorn im Kreis Plön, wo Carlo mit seinen Eltern Unterschlupf bei Verwandten findet. Im benachbarten Wankendorf drückt der junge Carlo Ende der 40er-Jahre die Grundschulbank und schon damals ist klar: Als Klassenclown hat er das Zeug zum Entertainer - ein Talent, das ihm viele Jahre später eine große Karriere bescheren soll. In Wentorf bei Hamburg verbringt Carlo seine Jugendzeit, die durch eine einjährige Erkrankung an Kinderlähmung getrübt wird.

"Radio-Sponti" beim NDR Hörfunk 

In den 60er-Jahren macht von Tiedemann erste Schritte als Journalist: Einer Lehre als Verlagskaufmann folgen ein Zeitungsvolontariat und Stationen beim "Hamburger Abendblatt" und beim Springer Auslandsdienst in Buenos Aires. Zurück in Deutschland landet Carlo 1971 beim NDR Hörfunk. Dort arbeitet er als Reporter, später als Moderator bei NDR 2. Seine Fans erinnern sich gerne an Sendungs-Klassiker wie "Von neun bis halb eins", die "NDR 2 Plattenkiste" oder "Sweet, soft & lazy". Seine Markenzeichen sind der spontane selbstironische Witz und freche Moderationen, die er frei improvisiert über den Äther schickt. Noch heute ist der "Radio-Sponti" als Stimme von NDR 90,3 zu hören.

Gesicht der Aktuellen Schaubude

Neben seiner Tätigkeit als Radio-Moderator steigt Carlo Ende 1976 als Co-Moderator der damals bundesweit im Ersten ausgestrahlten Aktuellen Schaubude in den Olymp der deutschen Fernsehunterhaltung auf. Zunächst an der Seite von Alida Gundlach, später zusammen mit Victoria Voncampe führt er bis 1984 durch den beliebten Mix aus Unterhaltung und Nachrichten. Von 1987 bis 1988 gibt es eine Neuauflage des Moderatorengespanns Gundlach/von Tiedemann. In den Jahren 1997 bis 2004 moderiert Carlo die Unterhaltungsshow wechselnd mit Isabell Varell, Sabine Steuernagel, Birgit Müller, Julia Westlake und Madeleine Wehle.  

Gastgeber von Weltstars

Alida Gundlach und Carlo von Tiedemann auf einer Autogrammkarte aus den 80ern der Aktuellen Schaubude. © NDR/Rolf Hartenfels
Traumgespann: Alida Gundlach und Carlo als Moderatoren der Aktuellen Schaubude.

Und auch beim Unterhaltungs-Flaggschiff des NDR Fernsehens, der NDR Talk Show, setzt Tiedemann eine kurze Duftmarke: Anfang 1989 talkt er in einigen Folgen als Gastmoderator mit. Auch für das ZDF moderiert er zur besten Sendezeit: Bei der "Show & Co. mit Carlo" geben sich zwischen 1984 und 1986 Weltstars die Klinke in die Hand.

Gastrollen als Schauspieler

In anderen Metiers fühlt sich der Entertainer ebenfalls zu Hause: In Gastrollen spielt Carlo von Tiedemann unter anderem im "Tatort", in "Adelheid und ihre Mörder", "Zwei Münchener in Hamburg" sowie im "Großstadtrevier" mit. Auch als Sänger versucht sich der Moderator: Er produziert die Platten "Monte Carlo von Tiedemann" und "Die Stimme des Nordens". Im Volksparkstadion meldet sich von Tiedemann viele Jahre als Stadionsprecher, wenn der Hamburger SV den Ball versenkt hat.

Rückschläge und Familienglück 

Doch das schillernde Leben im Show-Geschäft hat bei Carlo auch Spuren hinterlassen: Mit ausgedehnten Streifzügen durch das Hamburger Nachtleben, einem handfesten Drogenskandal, Finanzproblemen und zwei Hirntumor-Operationen sorgt der Moderator mit dem markanten Schnauzbart immer wieder für Schlagzeilen. Carlo ist stolzer Vater von vier Kindern: Theresa, Lisa, Viktoria und Nikolas. Mit seiner Ehefrau Julia Laubrunn lebt er heute im idyllischen Quickborn vor den Toren der Hansestadt Hamburg.

Abschied vom Rampenlicht und Rückkehr

Die erfolgreiche NDR Quizshow, bei der die Kandidaten um den Titel "Leuchte des Nordens" kämpfen, moderiert von Tiedemann von 2004 bis 2012. "Mir hat die NDR Quizshow sehr großen Spaß gemacht: In den vergangenen acht Jahren habe ich furchtbar viele nette Leute kennengelernt und dazu auch noch ständig Neues über den Norden gelernt", blickt der Moderator mit Wehmut auf seine Zeit zurück. Im Januar 2013 übernimmt Alexander Bommes die Show. Obwohl er sich eigentlich zunächst aus dem Fernsehen zurückziehen will, kann Carlo doch nicht ganz ohne: Im November 2015 kehrt er mit der Sendung "Carlos Koch-Chaos" zurück, in der er mit NDR Koch Tarik Rose versucht, das Kochen zu lernen. Es folgen Sendungen wie "Carlo tauscht..." oder "Carlo und Wigald auf Kur". Bei NDR 90,3 moderiert er weiterhin. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht.

Weitere Informationen
Carlo von Tiedemann bei einem Interview im Jahr 2019. © NDR
29 Min

Carlo von Tiedemann im Interview

Kultmoderator Carlo von Tiedemann lässt sich in nichts hineinzwingen, was er nicht will. Als "einer von uns" macht er seit 1971 erfolgreich Radio und Fernsehen. (Interview von 2019) 29 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 05.02.2021 | 05:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Leute

Porträt

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Der Flugzeugträger "Queen Elizabeth" der britischen Marine läuft in den Hamburger Hafen ein. © picture alliance / dpa Foto: Marcus Brandt

HMS "Queen Elizabeth": Britischer Flugzeugträger im Hamburger Hafen

Die HMS "Queen Elizabeth" hat die Hansestadt wegen Sturmböen auf der Nordsee mit Verspätung erreicht. Das Schiff liegt in Steinwerder. mehr