Bürgerschaft: Debatte über Gruner+Jahr und Schweigeminute
Die Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft haben zu Beginn ihrer Sitzung am Mittwoch schweigend der Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien gedacht, bevor es mit den Debatten losging - unter anderem zum Stellenabbau bei den ehemaligen Gruner+Jahr-Zeitschriften.
"Die unzähligen Toten und Verletzten machen uns fassungslos und traurig", sagte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD). "Wir denken an alle Menschen, die ihr Leben verloren haben, an alle, die noch um das Überleben kämpfen, und an diejenigen, die jetzt vor den Trümmern ihres bisherigen Lebens stehen." Die Bürgerschaft stehe an ihrer Seite. "Wer in Hamburg Schutz sucht, ist hier herzlich willkommen", so Veit. Die Stadt stehe mit der türkischen Generalkonsulin im Austausch und bereite Hilfsmaßnahmen vor.
Breite Kritik an Aus von Gruner+Jahr-Zeitschriften
In der Aktuellen Stunde zeigte eine breite Mehrheit der Bürgerschaft dann auch Solidarität mit den ehemaligen Beschäftigten von Gruner+Jahr. Der Mutterkonzern RTL hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass der Wegfall von rund 700 der 1.900 Stellen im Zeitschriftensegment geplant sei. Abgeordnete von SPD, Grünen, CDU, Linken und FDP sprachen von einem schweren Schlag für den Medienstandort Hamburg und warnten davor, Profite über Qualitätsjournalismus zu stellen. Nur die AfD sah das anders: Viele der Zeitschriften, die eingestellt werden, hätten keine Relevanz und keine Bedeutung mehr gehabt.
Brosda warnt vor "Demokratie-Problem"
Der für Medien zuständige Kultursenator Carsten Brosda (SPD) warf dem Konzern vor, dass er Journalismus in ein reines Gewinn-Schema pressen wolle: "Wenn sich diese Konzern-Betrachtungsweise auf Journalismus durchsetzt, dann werden uns bald bis auf ganz wenige Titel von den Controllern alle journalistischen Angebote zugemacht und dann haben wir ein Demokratie-Problem." Der Senat tue bereits viel, um den Medienstandort zu fördern. Brosda verwies darauf, dass Hamburg mit ARD-aktuell, "Spiegel" und "Zeit" drei bundesweit bedeutsame Redaktionsstrukturen beheimate.