15-jähriger Radfahrer überfahren: Bewährungsstrafe für Lkw-Fahrer
Auf der Osdorfer Landstraße in Hamburg ist es vor einem Jahr zu einem tragischen Unfall gekommen: Ein Lastwagen überfuhr beim Abbiegen einen Radfahrer. Der 15-Jährige starb am Unfallort. Am Donnerstag hat das Amtsgericht Altona den Lkw-Fahrer wegen fahrlässiger Tötung zu einer Haftstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt.
Außerdem muss er 2.500 Euro bezahlen und darf zwei Monate lang nicht Auto fahren. Fast 19 Meter war der Lkw mit seinem Anhänger lang. Mit diesem großen Gespann wollte der Fahrer eine Abkürzung nehmen - quer über den Parkplatz eines Discounters, auf dem Lkw sogar verboten sind. Der 68-Jährige bog ein und erfasste das Fahrrad des Teenagers, der auf dem Radweg geradeaus fuhr.
Sachverständiger: Angeklagter hätte Radfahrer sehen müssen
"Ich habe ihn nicht gesehen", sagte der Fahrer im Amtsgericht. Ein Verkehrssachverständiger erklärte, dass der Fahrer offenbar nicht geguckt habe. Bis zwei Sekunden vor dem Abbiegen hätte er den Jungen im Spiegel sehen können, so der Sachverständige. Der Richter hielt dem Angeklagten vor, dass er auch noch zu schnell gefahren sei.
Familie des überfahrenen Jungen nicht im Gericht
Die Familie des Jungen war nicht beim Prozess. Nach dem Unfall hatte es zunächst geheißen, der jüngere Bruder habe alles mit ansehen müssen. Doch das stimmt nicht. Ein Freund sagte im Prozess, die Familie wolle keine Rache. Der Vater sei Pastor - er wolle nur Vergebung für den Lkw-Fahrer.
Immer wieder tödliche Abbiegeunfälle
Nach Angaben der Polizei starben im vergangenen Jahr neun Radfahrer bei Verkehrsunfällen in Hamburg. In fünf Fällen handelte es sich um Abbiegeunfälle mit größeren Lastwagen. Keiner der beteiligten Lkw verfügte über ein Abbiegeassistenzsystem, das den Fahrer beim Rechtsabbiegen vor einem Radfahrer oder Fußgänger im toten Winkel warnen soll.