Dänen nutzen niedrige deutsche Löhne aus
Die Löhne in Deutschland sind (zu) hoch - das ist gängige Überzeugung vieler deutscher Arbeitgeber. Dänische Arbeitgeber jedoch scheinen das ganz anders zu sehen: Schon seit einiger Zeit beobachtet man nicht nur in den grenznahen Bereichen eine zunehmende Investitionstätigkeit dänischer Unternehmen in Deutschland.
Besonders rund um Flensburg haben sich zahlreiche dänische Firmen angesiedelt. Der Grund: die für sie günstigen deutschen Löhne. In diesem Monat erst hat sich der dänische Mobilfunkkonzern TDC mit einem Call-Center in Flensburg niedergelassen. 200 Arbeitsplätze schafft die dänische Firma in der strukturschwachen Region. Und zahlt dafür 9,50€ pro Stunde.
In Dänemark sind die Löhne deutlich höher
Ein guter Lohn für die Branche und doch für die Dänen eine satte Einsparung. In Dänemark nämlich bekommen die Arbeitnehmer für dieselbe Tätigkeit inklusive Zuschläge mehr als 16 Euro. Doch nicht nur die Löhne sind für die Dänen interessant und versprechen hohe Gewinne. Auch die unterschiedliche Betriebsstruktur spricht offensichtlich für ein Engagement in Deutschland.
Ein Beispiel ist das Speditionswesen. Einer der größten dänischen Spediteure ist das Familienunternehmen Frode Laursen. In Dänemark ist die Firma anerkannter Arbeitgeber. Die Spedition zahlt Tariflöhne und hat einen der Betriebsrat, der selbstverständlicher Bestandteil der Firma ist.
Halbierung des dänischen Lohns
In Deutschland hingegen sieht die Arbeit anders aus: Hier erhalten die Lagerarbeiter um die neun Euro pro Stunde, statt einem dänischen Grundlohn von knapp 18 Euro. Wer hier für die Dänen LKW packt, kann von den Löhnen jenseits der Grenze nur träumen. Das Leben ist hier zwar etwas günstiger als in Dänemark. Eine Halbierung des Lohns rechtfertigt das jedoch nicht.
Und es ist nicht nur der geringere Lohn, der den Arbeitern hier wenig Freude macht. Der Gründung eines Betriebsrats in Flensburg machte die Geschäftsleitung einen Strich durch die Rechnung. Dem Flensburger Tageblatt sagte der Sprecher, dass man einen Betriebsrat nicht für notwendig halte. Auf Nachfrage hieß es lediglich, man sei traurig, wenn deutsche Mitarbeiter unzufrieden seien und würde dieses intern prüfen.
Nur fünf Euro Stundelohn in der Fleischbranche?
Einer der weltweiten Marktführer in der Fleischindustrie, Danish Crown, hat sich schon vor Jahren in Niedersachsen niedergelassen. In Dänemark erhalten Schlachter nach Gewerkschaftsangaben gut 25 Euro pro Stunde, in Deutschland nach Aussagen von Danish Crown zwischen 14 und 16.
Bei einer Betriebsbesichtigung wird allerdings deutlich, dass an den Bändern der dänischen Firma kein einziger deutscher Arbeitnehmer steht. Stattdessen Osteuropäer, die über polnische und ungarische Subunternehmer nach Cloppenburg kommen. Ob diese wirklich 16 Euro bekommen, bleibt zweifelhaft: Es kursieren Zahlen von rund fünf Euro Stundenlohn bei teilweise unwürdigen Arbeitsverhältnissen. Zudem soll es herbe finanzielle Strafen durch die Subunternehmer geben, wenn sich ein Arbeiter beispielsweise verspätet.
Dänisches Unternehmen weist Vorwürfe zurück
Danish Crown verweist auf die gute Zusammenarbeit mit den Vertragspartnern und will von den Zuständen nichts wissen. Doch langsam regt sich Widerstand in der Region. Auch, weil die Dänen Bedingungen zulassen, die im eigenen Land niemals möglich wären.