Der Kniefall von Warschau als tiefe Geste der Versöhnung
Der Kniefall in Warschau: Am 7. Dezember 1970 bittet der damalige Bundeskanzler Willy Brandt im Namen der Deutschen um Vergebung für die Verbrechen des Nazi-Regimes. Eine Geste der Versöhnung und tiefer Scham.
Vor Kurzem hatten wir Freundinnen und Freunde aus Polen zu Besuch. Wir haben erzählt und auch gefeiert: wie gut, dass es unsere Freundschaft gibt. Dass es überhaupt friedliche und freundschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und Polen gibt. Denn nach den deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg, der grausamen Ermordung von Millionen Jüdinnen und Juden, den schrecklichen Verbrechen an der polnischen Zivilbevölkerung war das ja alles andere als selbstverständlich.
Willy Brandts Kniefall - Geste von Trauer, Schmerz und Scham
Ob und wie es überhaupt zu Verständigung und Versöhnung kommen sollte, stand damals in den Sternen. Dann aber kam der 7. Dezember 1970, also heute vor 53 Jahren. Der damalige Bundeskanzler Willy Brandt besuchte Polen. An diesem Tag kam er nach Warschau. Und dort kniete er nieder - am Ehrenmal für die so vielen von Deutschen Ermordeten im ehemaligen Warschauer Ghetto. Sein Kniefall war eine Geste, die bitter nötig war: Sie zeigte Trauer, Schmerz und tiefe Scham. Und genau so machte sie vorsichtige Annäherung und Versöhnung überhaupt möglich.
"Ein stellvertretendes Eingeständnis von deutscher Schuld"
Der Kniefall Willy Brandts im ehemaligen Warschauer Ghetto sagte mehr, als noch so viele und noch so richtige Worte hätten sagen können. Er war ein stellvertretendes Eingeständnis von deutscher Schuld. Er zeigte tiefe Erschütterung. Und er stand für die inständige Bitte um Vergebung. Willy Brandts Kniefall bewegt mich bis heute. Durch ihn konnten Deutsche und Polen neue Wege zueinander finden - was für ein Schatz! Diesen Schatz möchte ich behüten und pflegen - und freue mich schon auf das nächste Treffen mit unseren polnischen Freundinnen und Freunden.