Welttag der Suizidprävention - Sprechen statt schweigen

Stand: 11.09.2024 09:22 Uhr

In Deutschland sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle. Zurückbleiben mehr als 100.000 Angehörige, die einen Menschen durch Selbstmord verlieren. Der Tag der Suizidprävention will auf die Problematik der Suizidalität aufmerksam machen.

von Pastor Patrick Klein

Es tut gut, sich von der Seele zu reden, was belastet. Geteiltes Leid ist halbes Leid - das muss keine Floskel sein. Viele werden es schon erlebt haben, in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen. Es gibt ein besonderes Thema, da kann Reden sogar Leben retten. Ich denke an Suizid. Am Dienstag war Suizid-Präventionstag. An vielen Orten wurde das Thema Suizid heute in den Mittelpunkt gestellt, informiert und aufgeklärt. Und es wurde an die Verstorbenen gedacht und an die, die unmittelbar und mittelbar davon betroffen sind.

Mehr Tote durch Selbstmorde als Autounfälle

Noch immer gibt es jede Menge Tabus rund um den Suizid. Das muss sich ändern. Jedes Jahr sehen rund 10.000 Menschen in Deutschland keinen anderen Ausweg aus einer schweren Krise, als sich selbst das Leben zu nehmen. Das sind mehr Menschen als jährlich durch Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag und an Drogenmissbrauch zusammen sterben.

Reden kann helfen, Suizide nicht zu verdrängen

Niemandem ist geholfen, wenn wir die Augen davor verschließen. Suizid lässt sich nicht verdrängen, wenn wir darüber nicht sprechen. "Reden hilft!" Nicht immer natürlich, aber sehr oft. Menschen, die suizidale Gedanken haben, wollen in der Regel nicht sterben; sie sehnen sich nicht nach dem Tod. Sie sehen in ihrer Situation nur keine andere Möglichkeit, der Krise zu entkommen. Sie können und wollen so nicht weiterleben.

Telefon- und Chatseelsorge als Hilfsangebote

Sprechen kann dann helfen, den Blick zu weiten, Alternativen zu entdecken. Oft hilft es schon, einen solchen Menschen ernst zu nehmen, ihn nicht zu verurteilen für seine Gedanken, ihm ehrlich zuzuhören und anzuerkennen, dass es schwerwiegende Sorgen und Probleme gibt. Damit das gelingt, braucht es Menschen, denen jemand vertrauen kann. Das kann Partner oder Partnerin, ein Freund oder eine Freundin sein.

Oft braucht es aber auch professionelle Unterstützung. Das kann ein Pastor sein oder eine Therapeutin. Auch die Telefon- oder Chatseelsorge ist eine gute Adresse. Dort arbeiten gut ausgebildete Menschen. Sie sind empathisch und gewähren Anonymität. Rund um die Uhr; immer dann, wenn sie gebraucht werden.

Bundesweite Hilfsangebote per Telefon

Telefonseelsorge, bundeseinheitliche und kostenfreie Nummer: (0800) 111 0 111 oder (0800) 111 0 222 sowie anonyme Chat- und Mailberatung.
Kinder- und Jugendtelefon "Nummer gegen Kummer": 116 111 oder (0800) 111 0 333 (Mo bis Sa 14 bis 20 Uhr)
MuslimischesSeelsorge-Telefon: (030) 44 35 09 821
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS): (030) 31 01 89 60 (Di, Mi, Fr 10 bis 13 Uhr; Do 14 bis 17 Uhr)

Weitere Informationen
Eine bedrückte Frau telefoniert. © picture-alliance/ZB Foto: Marion Gröning

Suizidgedanken? Es gibt Auswege!

Auch in scheinbar ausweglosen Situationen gibt es Menschen, die Ihnen helfen können. Hier gibt es Links und Telefonnummern. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 10.09.2023 | 10:40 Uhr

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