Weltflüchtlingstag - Humanität als Gradmesser
Heute am Weltflüchtlingstag wird daran erinnert, dass Millionen von Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Diese Millionen Menschen müssen aber auch ankommen, meint Bischof Jeremias.
Flucht aus Hinterpommern
Es ist schon so lange her, sie war noch ein kleines Kind, und doch kann Sieglinde davon erzählen, als wäre es gestern gewesen: Welch ein Schreck es gewesen ist, als die Eltern ihr angekündigt haben, dass sie hier weg müssen, alles zurücklassen müssen, den Hof im geliebten Hinterpommern vielleicht nie wieder sehen würden. Wie viel Angst alle hatten, als es losging, mit Pferd und Wagen, mitten im Krieg, in eine völlig ungewisse Zukunft. Und wie schwer es war, hier anzufangen, misstrauisch beäugt von den neuen Nachbarn, dauernd irgendwie überzählig, ohne jedes Hab und Gut.
Flucht aus Afghanistan
Mariam hört Sieglinde aufmerksam zu, nickt immer wieder. Sie ist so viel jünger als Sieglinde, und hat doch so ähnliche schlimme Erfahrungen machen müssen. Sie musste raus aus Afghanistan, ihr Leben war bedroht, nur weil sie für die Rechte der Frauen einstand. Was war es für eine Odyssee, bis sie hier in Deutschland ankam! Und wie hart war der Anfang, ohne die Sprache zu können, immer wieder angefeindet zu werden, immer in Angst, zurück zu müssen.
Wie schön ist es, dass Sieglinde und Mariam sich hier getroffen haben, im Willkommenscafé der Kirchengemeinde! Sie umarmen einander zum Abschied.
Humanität ist Gradmesser
Heute ist Weltflüchtlingstag. Noch nie mussten so viele Menschen ihre Heimat verlassen wie heute. Noch nie waren so viele Menschen darauf angewiesen, irgendwo anzukommen, wo ihr Leben unbedroht ist, neuer Anfang möglich, ein sicherer Ort. Und noch nie zeigte sich die Humanität einer Gesellschaft so daran, wie gut es Migrantinnen und Migranten unter uns geht.