"Von guten Mächten wunderbar geborgen"
"Von guten Mächten wunderbar geborgen": Verse für die Schwelle vom Alten zum Neuen. An Silvester, dem Altjahrsabend und im Gottesdienst am Neujahrsmorgen sind diese Worte oft zu hören.
Denn genau für diesen Moment sind sie geschrieben: den Jahreswechsel.
Von guten Mächten treu und still umgeben, / behütet und getröstet wunderbar, / so will ich diese Tage mit euch leben / und mit euch gehen in ein neues Jahr. Dietrich Bonhoeffer 1944
"Von guten Mächten" entstand 1944 in Gestapo-Haft
Pastor Dietrich Bonhoeffer hat diese Verse gedichtet. Sieben Strophen. Sie sind der Weihnachts- und Neujahrsgruß an seine Verlobte, die Eltern und Geschwister. Er schreibt das Gedicht von den "guten Mäch-ten" im Dezember 1944, im Gefängnis, in Gestapo-Haft. Denn der Theologe und Widerstandskämpfer gehört zu den Männern des 20. Juli, die Adolf Hitler mit einer Bombe töten wollten.
Dietrich Bonhoeffer hat den Tod vor Augen. Das ist den Versen abzuspüren ...
Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern / des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, / so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern / aus deiner guten und geliebten Hand. Dietrich Bonhoeffer 1944
Bonhoeffer stirbt kurz vor Kriegsende im KZ Flossenbürg
Das tiefe Gottvertrauen, das hier durchscheint, macht diese Verse von den "guten Mächten" so einzigartig und beliebt. Mit diesem Gottvertrauen stirbt Dietrich Bonhoeffer wenige Tage vor Kriegsende im April 1945. Vor seiner Hinrichtung im Konzentrationslager Flossenbürg sagt er: "Das ist für mich das Ende, aber auch der Anfang."
Doch willst du uns noch einmal Freude schenken / an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz, / dann wolln wir des Vergangenen gedenken, / und dann gehört dir unser Leben ganz.“ Dietrich Bonhoeffer 1944
Beistand an der Schwelle vom Alten zum Neuen ist wichtig
1951 erscheinen die Gefängnis-Texte von Dietrich Bonhoeffer unter dem Titel "Widerstand und Ergebung" darunter ist auch das Gedicht "Von guten Mächten". Der Text wird in der Folgezeit mehrmals vertont. Die bekanntesten Melodien stammen von Siegfried Fietz und Otto Abel. Im Evangelischen Gesangbuch finden sich alle sieben Strophen unter der Nummer 65. "Zur Jahreswende" steht darüber. Denn an der der Schwelle vom Alten zum Neuen ist der Beistand ist besonders wichtig.