Tattoos - Geschichten und Sinnbilder vom Leben
Pfarrer Michael Simonsen trägt ein Stück Michel auf seiner Haut: Es ist ein Abbild der Bronzestatue "Erzengel Michael besiegt den Satan". Sie ziert das Westportal der Hamburger Kirche St. Michaelis.
Er lebt und arbeitet in der Nähe von München, aber eigentlich ist Michael Simonsen ein echtes Nordlicht, aufgewachsen in Hamburg. Ein Tattoo erinnert ihn an seine Heimat - auf dem Unterarm trägt er ein Tattoo des kämpfenden Erzengels Michael, so wie er über dem Portal des Hamburger Michel dargestellt ist: "Also, der Michel ist meine Heimatgemeinde, da war ich schon als kleiner Junge, weiß nicht, so mit sieben. Und das war eine Statue, die mich damals schon fasziniert hat, dieser große Erzengel und unten dann der Teufel am Boden liegend", beschreibt er das Motiv.
Tattoos werden zu Teil von einem selbst
Für Simonsen ein Sinnbild, das ihn auch als Seelsorger inspiriert. In sieben Stunden ließ er sich das Motiv von einem koreanischen Künstler in Berlin auf den Unterarm stechen. Der Erzengel ist ihm - ganz wörtlich - unter die Haut gegangen. Man fühle eben ein Bild, wenn man so wolle. Das sei von der Unmittelbarkeit her schon etwas Besonderes. Und man habe auch das Gefühl, es werde zu einem Teil von einem selbst.
Ausstellung mit Tattoo-Motiven in Planung
Das brachte Michael Simonsen auf die Idee, eine Foto-Ausstellung mit Tattoo-Motiven zu planen. Denn fast alle Tätowierungen haben eine Geschichte, eine Motivation, sie erzählen etwas vom Leben und Denken eines Menschen. Diese Geschichten will der Pfarrer jetzt suchen. Und diese Storys müssen nicht irgendwie besonders spektakulär, traurig oder berührend sein: "Das sind sie oft, aber manchmal ist es einfach so, dass jemand da eine schöne Erfahrung 'verewigt' haben möchte oder sich unter die Haut gehen lässt. Das finde ich genauso erzählenswert."
Per E-Mail kann man Michael Simonsen Foto und Geschichte einfach zuschicken. Die ersten Einsendungen hat er bereits erhalten. Eine Mutter, die mit ihrem Sohn auf dem Jakobsweg gewesen ist, hat diese Pilgerreise für sich als Tattoo stechen lassen. Und das sei eine schöne Geschichte, da sei etwas ganz Wesentliches passiert und das möchte derjenige bei sich behalten.
Tätowierungen und Glaube passen gut zusammen
Pilger-Tattoos: Eine interessante, alte Tradition, die zeige, dass Tätowierungen und Glaube schon früher gut zusammengepasst haben, meint Michael Simonsen. Seine Foto-Ausstellung nächstes Jahr soll aber nicht nur christliche Motive zeigen, sondern ist offen für Vielfalt. Wer mitmachen möchte kann sein Motiv an tattoo@elkb.de schicken.