Stutenkerl - Gebäck als Symbol für den Heiligen Nikolaus
Je nach Region heißt ein Gebäck in Form eines stilisierten Mannes aus Hefeteig Weckmann, Klausenmann, Krampus oder Stutenkerl. Das Gebäck hat einen christlichen Hintergrund - es soll den Heiligen Nikolaus abbilden.
Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Stutenkerl. Meine Mutter überraschte uns Kinder damit. Er lag irgendwann um diese Zeit herum morgens auf meinem Teller auf dem Frühstückstisch mit seiner weißen Tabakspfeife vor dem Bauch und blickte mich mit seinen dunklen Korinthenaugen an. Ich traute mich zuerst nicht, einfach hineinzubeißen. Vielleicht, weil er einem Menschen ähnelte, mit Armen, Beinen und einem freundlichen Gesicht. Ich habe ihn dann vorsichtig zerteilt und Stück für Stück aufgefuttert.
Besonders Kinder freuen sich hierzulande vom Martinstag im November bis zum Nikolaustag im Dezember über den Mann aus süßem Teig.
Der Stutenkerl ist dem Heiligen Nikolaus nachempfunden
Das Gebäck hat einen christlichen Hintergrund. Er soll den Heiligen Nikolaus abbilden, früher mit Bischofsmütze und Bischofsstab. Irgendwann verwandelte sich der Nikolaus in einen gemütlichen Pfeifenraucher, wahrscheinlich in protestantisch geprägten Gegenden, in denen es kaum noch Bischöfe in voller Montur gab. Der Stab wurde zur Tabakspfeife, die Mütze verschwand. Was geblieben ist, sind die besonderen christlichen Festzeiten, an denen der Stutenkerl die Backstube ver-lässt.
Neulich in der Auslage einer Hamburger Bäckerei trug er noch seine traditionelle Tabakspfeife, obwohl es schon vor einiger Zeit einen Streit darüber gab, ob der Stutenkerl als Raucher ein gutes Vorbild sei. In manchen Bäckereien wurde darum die Tonpfeife fortgelassen oder gegen eine Zuckerstange ausgetauscht.
Wird der Stutenkerl so berühmt wie das Franzbrötchen?
Ein Vorbild, wenn es ums Teilen und Verschenken geht, war der Heilige Nikolaus allemal. Vom ihm wird erzählt, er habe den Menschen in seiner Stadt in einer Zeit der Not auf wunderbare Weise geholfen. Er überredete Schiffsleute von ihrer Getreidelieferung abzugeben und an die hungernden Menschen zu verteilen. Eigentlich war das Getreide ausschließlich für den damals herrschenden Kaiser bestimmt. Am Ende war genug für alle da, und an der ursprünglichen Lieferung fehlte dennoch kein einziges Korn.
In Hamburg ist der Stutenkerl noch nicht so stark verbreitet. Aber ich denke, er wird auch hier demnächst auf manchen Tellern landen und damit insgeheim zum Botschafter einer guten Sache werden. Ob er einmal ein richtiger Hamburger werden wird, wird sich zeigen. Aber auch das Franzbrötchen brauchte einige Zeit, bis es von Altona aus seinen Siegeszug in die Welt antrat.