Positiv altern - Die Ruhestandsrebellin Siobhan Daniels
"Man ist so alt wie man sich fühlt" oder "50 ist das neue 30" sind beliebte Redensarten. Fest steht: Altern findet vor allem im Kopf statt. Und, wer sich jung fühlt, lebt daher oft gesünder und sogar länger.
Kosmetikprodukte mit der Kennzeichnung "Anti-Age" machen Siobhan Daniels ärgerlich. Anti-Age: Warum sind wir gegen das Altern, fragt die Engländerin. Alt zu werden ist doch ein Privileg. Die gängigen Vorstellungen vom Altwerden sind negativ und angstbesetzt, erklärt Siobhan. Eine Grundlage für Altersdiskriminierung. Das hat die frühere Journalistin selbst erlebt.
"Ich glaube, die Leute merken gar nicht, wenn sie ältere Menschen diskriminieren. Sie glauben vielleicht, dass es normal ist: Die jungen Leute überholen die älteren irgendwann und stoßen sie aus dem Weg. (…) Es sind kleine Bemerkungen - da wird angenommen, ältere Menschen würden sich nicht mit Technik auskennen. Oder sie bekommen keine Weiterbildungen und Karrieremöglichkeiten, weil vermutet wird, dass sie eh bald in Rente gehen." Siobhan Daniels
Auch im Alter über Grenzen gehen und Träume verwirklichen
Siobhan Daniels ist Anfang 60, und sie wünscht sich einen Dialog zwischen Jung und Alt, um dieser Diskriminierung ein Ende zu machen. Dazu hält sie auch immer wieder Vorträge und Workshops. Sie selbst hat ihr Leben im Ruhestand nochmal komplett umgekrempelt. Die "Ruhestandsrebellin", wie sie sich nennt, hat vor einigen Jahren ihre Wohnung verkauft und ist seitdem in einem Campingbus unterwegs. Eine große Freiheitserfahrung: Sie gehe immer wieder über Grenzen hinaus und wolle noch mehr Dinge erleben und noch mehr Träume verwirklichen. Das stärke sie und helfe ihr, in guter Weise alt zu werden.
Daniels: "Freundlichkeit ist die größte Stärke im Leben"
Anti-Age ist passé. "Du bist nie zu alt, und es ist nie zu spät", sagt Siobhan. Ein Motto voller Vertrauen. Und es erinnert mich an die biblischen Geschichten von mutigen Frauen und Männern, die im Alter Neues gewagt haben. Wie Siobhan. Auch sie hat eine religiöse Seite in sich, sagt sie.
In meinem Camper habe ich eine Gebetskarte meiner Mutter, mit dem Wunsch, dass Gott mich leiten möge. (…) Ich wünsche mir keine materiellen Güter, aber ich möchte spüren, dass da jemand ist, der mir den Rücken stärkt. Siobhan Daniels
Ganz oben auf Siobhans Liste steht Freundlichkeit als wichtigste "Zutaten" für gutes Altwerden. Im Job habe sie manchmal erlebt, dass Freundlichkeit als Schwäche ausgelegt wurde. Aber sie sei überzeugt: "Freundlichkeit ist die größte Stärke im Leben."
