Kolumne: "Mit oder ohne Alkohol?"
Susanne Richter ist es leid: Warum muss ich mich rechtfertigen, wenn ich auf einer Party zur Apfelschorle greife? Die Kolumnistin sagt: Nüchtern sein wird unterschätzt. Es ist erstaunlich vergnüglich!
"Warum trinkst Du nicht? Bist Du schwanger?" Irgendein Kommentar kommt fast immer, wenn ich auf einer Party etwas ohne Alkohol trinke. Erstaunlich, dass man sich dafür erklären muss. Für Alkohol dagegen nie. Das Bier oder das Glas Wein scheint bei vielen Ausdruck von Geselligkeit zu sein. Nicht-Alkoholisches dagegen hat das Image eine Spaßbremse zu sein. Der oder die "feiert eben gern." So wird es schmunzelnd genannt, wenn jemand echt zu viel trinkt.
"Alkohol wenn es passt - und zwar für mich"
Hab ich früher auch. Zweimal. War blöd und hatte nichts mit feiern zu tun. Trotz meiner unschönen Erfahrungen mag ich Alkohol noch. Zu Spaghetti Bolognese ist Rotwein super, finde ich. Aber nur, wenn ich keine anstrengende Nacht mit kleinen Kindern vor mir hab. Oder anders: Wenn ich gerade einfach Lust drauf hab. Wenn es passt. Und zwar für mich.
"Ich tanze sogar besser ohne Alkohol im Blut"
Mit Geselligkeit hat das für mich nichts zu tun und mit feiern auch nicht: Ich tanze sogar besser ohne Alkoholim Blut. Den Gipfel finde ich den Satz: "Trau keinem, der nicht trinkt." Dahinter steckt wohl die Sorge, dass der oder die Nüchterne einen irgendwie über den Tisch ziehen könnte. Ist mir echt ein Rätsel. Ich finde es sogar richtig verletzend allen Alkoholkranken gegenüber. Darum würde ich den Spruch gerne umwandeln in: "Trau dem, der Dir 'ne Hühnersuppe bringt, wenn Du krank bist, verlass dich auf die, die dir hilft den Vorgarten umzugraben, küss den, der dir das Frühstück macht."
Gottes Welt hat pur oder "nüchtern" Schönes zu bieten
Kurzum: Ich hab nichts gegen Rausch - kann lustig sein! Und ja, ich weiß, Jesus hat auch Wein getrunken. Und trotzdem sage ich: Gottes Welt hat pur oder "nüchtern" nicht nur genug, sondern sogar noch Schöneres zu bieten. Daran glaube ich ganz fest und sage darum: Es kann sogar ein Kompliment sein, wenn jemand bei einem Date mit Dir zur Apfelschorle greift. Stoße also an, womit Du magst: auf das Leben.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.