Kolumne: "Was du nicht willst, das man dir tu'…"
Laut einer Umfrage sind 34 Prozent der befragten Männer gegenüber Frauen schon mal handgreiflich geworden, um ihnen Respekt einzuflößen. Und: Jüngere Männer sind scheinbar noch immer von traditionellen Rollenbilder geprägt.
"Viele junge Männer finden Gewalt gegen Frauen akzeptabel." Die Schlagzeile in meiner Tageszeitung lese ich gleich noch einmal, weil ich es nicht fassen kann. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Plan International, einer Organisation für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe. Sie engagiert sich weltweit für die Rechte von Kindern und für gleiche Möglichkeiten für Jungen und Mädchen.
Laut Umfrage ist es für 33 Prozent der befragten jungen Männer zwischen 18 und 25 Jahren akzeptabel, wenn es im Streit mit einer Partnerin zu Handgreiflichkeiten kommt. Es gehe schließlich darum, sich Respekt zu verschaffen. Mit Ohrfeigen? Ich frage mich, welches Bild ein Partner oder eine Partnerin voneinander haben, wenn sie in einer Beziehung handgreiflich werden, um ein Grundrecht durchzusetzen.
Traditionelle Rollenbilder sind in den Köpfen verankert
Auf der anderen Seite weiß ich nicht, welche Fragen in der Umfrage gestellt wurden und wie detailliert sie beantwortet wurden. Auf jeden Fall bringt sie eine Diskussion in Gang. Läuft was falsch in unserer Gesellschaft? Gibt es zu wenig gute Vorbilder? In der Umfrage sieht man einen möglichen Zusammenhang mit traditionellen Rollenbildern, die noch in den Köpfen verankert sind. Doch es gibt auch Frauen, denen in der Partnerschaft die Hand ausrutscht. Und was jetzt?
Respekt ist auch Thema in der Arbeitswelt und an Schulen
Wenn ich das Wort "Respekt" in meine Suchmaschine eingebe, finde ich jede Menge Angebote für Workshops und Veranstaltungen. Es ist ein Riesenthema. Respekt in der Arbeitswelt, Respekt zwischen den Generationen, Inklusion und Respekt, und etliche Projekte an Schulen. Eine tolle Idee sind Respekt-Buddys an Schulen. Buddys sind Kumpels - die dürfen mir auch mal was sagen und machen mich aufmerksam, wenn es an Respekt fehlt. Es lässt sich auch mit Humor und Liebe lernen, Rücksicht zu nehmen.
Mir hilft es, auf die Bedeutung des Wortes "Respekt" zu schauen: Rücksicht, hinschauen. Es geht nur, wenn wir einander anschauen und wahrnehmen. Der oder die andere ist ein Mensch wie ich. Das haben schon unsere Vorfahren mit einem biblischen Sprichwort gesagt: "Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg auch keinem andern zu".
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.