Nach Kurschus-Rücktritt: Missbrauch konsequent aufarbeiten
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Annette Kurschus ist am Montag von ihren Ämtern zurückgetreten. Sie soll von einem Missbrauchsfall im Kirchenkreis Siegen gewusst und nicht interveniert haben.
Mein Bild von Kirche ist das des Hafens. Ein sicherer, geschützter Ort. Wo Menschen im Sinne Jesu miteinander leben, feiern, ihre Sorgen und Ängste teilen, Hilfe erfahren, den Rücken gestärkt bekommen. Missbrauch, sexualisierte Gewalt hat hier keinen Platz. Und doch gibt es sie. Und ich finde, wir können an diesem Thema bei den Radioandachten nicht einfach so vorbeigehen.
Glaubwürdigkeit braucht Vertrauen. Und um dieses Vertrauen in ihre Kirche zu schützen, ist die evangelische Ratsvorsitzende, Annette Kurschus, am Montag von ihren Ämtern zurückgetreten. Es geht dabei um die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt. Anette Kurschus wird vorgeworfen, sie habe in ihrer Zeit als Gemeindepfarrerin in den 90er-Jahren in einem Verdachtsfall - der einen Kirchenmitarbeiter betrifft - nicht aufmerksam genug gehandelt. Annette Kurschus selbst sagt, "ich bin mit mir im Reinen". Zweimal fällt dieser Satz in ihrer persönlichen Erklärung.
Missbrauchsfälle müssen konsequent aufgearbeitet werden
Zuspruch erhält sie von der reformierten Kirchenpräsidentin aus Leer, Susanne Bei der Wieden. Auch viele andere formulieren ihren Respekt für den Rücktritt. Die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt gehört zu den Kernliegen der Evangelischen Kirche. Sie leitet sich aus dem Leben und Wirken Jesu ab. Wer die Website der EKD aufruft, findet das Thema ganz weit oben. Es hat Priorität, ist eine bleibende Aufgabe, so steht es da. Deshalb gibt es Schutzkonzepte und Schulungen, um sensibel zu machen, und eine Betroffenenvertretung. Verdachtsfälle müssen umsichtig, aber konsequent aufgearbeitet werden. Um diese Aufarbeitung zu stärken, auch deshalb ist Annette Kurschus zurückgetreten.