Kolumne: "Alles für die Tonne?"
"Goldene Tonne" und "Rettertüten": Es gibt gute und erfolgreiche Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung. Das Hauptproblem liegt trotzdem woanders, sagt Jacqueline Rath.
11 Millionen Tonnen: So viele Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll. Anders gerechnet ist das etwa jedes achte Lebensmittel, das entsorgt wird. Dabei wäre vieles davon noch essbar.
Die Debatte um das sogenannte "Containern" hat deshalb seit einiger Zeit wieder neue Fahrt aufgenommen. Bisher gilt es als Diebstahl und ist verboten, Lebensmittel aus den Müllcontainern von Supermärkten zu fischen. Jetzt wird überlegt, wie das geändert werden kann. Zum Beispiel durch einen Vorschlag aus der Hamburger Politik: Der sieht vor, Containern nicht mehr pauschal unter Strafe zu stellen. Heißt: Wer etwas aus einer Tonne mitnimmt, die frei zugänglich ist, begeht keine Straftat. Wer jedoch dafür erst ein Schloss aufbrechen muss, begeht Hausfriedensbruch. Klingt erstmal einfach, ist aber in der Nachverfolgung bestimmt nicht immer eindeutig.
Mit kleinen Schritten zu mehr Nachhaltigkeit
Besser gefällt mir da die Initiative eines Besitzers von 14 Supermärkten im Osnabrücker Südkreis. Der hat sogenannte "goldene Tonnen" in den Eingangsbereichen aufgestellt. Dort landen alle Lebensmittel, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Und Obst und Gemüse, das fürs Auge nicht mehr "gut" aussieht, aber trotzdem noch gut ist, findet sich da auch. Genauso übrigens in den "Rettertüten" verschiedener Supermärkte im ganzen Land. So kann gesundes Essen "gerettet" werden - und satt machen. Von den Kundinnen und Kunden werden diese Angebote positiv angenommen.
"Goldene Tonne" und "Rettertüten" sind für mich ein Schritt in die richtige Richtung. Das Hauptproblem der Lebensmittelverschwendung liegt trotzdem woanders: bei uns zu Hause. Im Schnitt wirft jeder von uns 78 Kilogramm im Jahr in den Müll. Doch einfach mal dem Geschmack und der Nase vertrauen, anstatt dem Mindesthaltbarkeitsdatum und vieles ist schon gerettet. Ich denke, wir werden sogar staunen, was alles wie lange noch "gut" ist. Kleine Schritte für mehr Nachhaltigkeit und letztlich auch für einen sensibleren Umgang mit der Schöpfung.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.