Tanzendes Paar © picture alliance / Westend61 / zerocreatives

Kolumne: "Mehr als Medizin"

Stand: 26.03.2023 07:30 Uhr

"Social Prescribing", "soziale Verschreibung", kommt aus dem britischen Gesundheitswesen. Hausärzte, Gemeindeschwestern oder Krankenpfleger verordnen als Ergänzung zu medizinischen Behandlungen soziales Miteinander auf Rezept.

von Julia Heyde de López

Surfen auf Rezept, Gartenarbeit oder Tanzen auf Anraten des Arztes: Eine Studie in England untersucht, inwieweit Sport, Kunst und Aktivitäten in der Natur sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirken.

Charité veranstaltet Konferenz für "Social Prescribing"

Teilnehmende sind junge Menschen zwischen 11 und 18 Jahren. Geleitet wird die Studie vom University College London, berichtet die englische Zeitung The Guardian. "Social Prescribing" nennen die Engländer diesen therapeutischen Ansatz: die "Verschreibung" sozialer Kontakte und Aktivitäten, welche die medizinische Behandlung nicht ersetzen, sondern ergänzen sollen. In Großbritannien gibt es das Konzept schon länger, und nun schwappt es auch nach Deutschland. Im April wird an der Berliner Charité die "1. Deutsche Social Prescribing Konferenz" stattfinden. Endlich!

Einsamkeit und soziale Isolation verzögern Genesung

"Social Prescribing" stellt einerseits die Verbindung zur Natur in den Mittelpunkt: Beim Surfen zum Beispiel lässt sich die Kraft von Wind und Wellen spüren; bei der Gartenarbeit wühlt man mit den Händen in der Erde. Andererseits ist der gemeinschaftliche Aspekt enorm wichtig. Denn Einsamkeit und soziale Isolation können eine Genesung tatsächlich behindern und verzögern.

Ganzheitlichen Ansatz bei der Behandlung verfolgen

Julia Heyde de López © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka
Zum Gesundwerden gehören nicht nur Medikamente, sondern auch Gemeinschaft und Verbundenheit, findet Kirchenredakteurin Julia Heyde de López.

Nun kann man natürlich fragen: Wie kann es sein, dass wir verlernt haben, in dieser Weise auf uns selbst zu achten? Aus eigenem Antrieb Dinge zu machen, die Körper und Seele guttun? Warum braucht es dafür erst eine ärztliche Bescheinigung? Doch es ist schon so: Gerade bei bereits bestehenden gesundheitlichen Problemen fällt es schwer, sich selbst ganzheitlich wahrzunehmen und zu verstehen - und danach zu handeln.

In der Bibel wird Gott als Arzt beschrieben, der begleitet und dabei Mut und Hoffnung schenkt. Bei ihm sind wir Menschen immer mehr als die Summe unserer Symptome, und er weiß, was wir brauchen. Und so verstehe ich, dass zum Gesundwerden eben nicht nur die richtige Medikation gehört, sondern auch Trost, Zuversicht, Gemeinschaft, Verbundenheit. "Social Prescribing" könnte das in die Gesundheitsvorsorge mit einbringen.

Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 26.03.2023 | 07:30 Uhr

Ein Herz, Kreuz und Anker aus Silber vor blauem Hintergrund © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka

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