Gruppe junger Leute bilden einen Kreis © Fotolia.com Foto: william87

Kolumne: "Viele Wurzeln - eine Gesellschaft"

Stand: 15.09.2024 07:30 Uhr

Wir sind längst eine Gesellschaft mit vielen Wurzeln und Herkünften. Klaus Böllert findet das gut und schön. Trotzdem sollten die Probleme bei der Migration nicht verschwiegen werden.

von Klaus Böllert

Über die Schwierigkeiten, die Migration mit sich bringt, wird gerade sehr viel gesagt und geschrieben. Gestatten sie mir bitte eine Erinnerung: Ohne Migration, ohne Menschen mit Wurzeln in allen möglichen Ländern, wäre das Leben hier viel ärmer.

Ich gehe heute in meine katholische Gemeinde in den Gottesdienst. Der Priester kommt aus Nigeria und von den Menschen unter 50 Jahren weiß ich, dass die meisten von ihnen aus Sri Lanka, der Türkei, Syrien, Indien und sonst wo herkommen. Unsere Kirche sähe ohne sie buchstäblich alt aus. Viele Wurzeln, viele Herkünfte, eine Kirche.

Gestern war ich mit meiner Fußballmannschaft unterwegs. 21 tolle Jungs, deren Eltern nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Afghanistan, Rumänien, Russland, Mexiko, der Schweiz und anderen Ländern kommen. Viele Wurzeln, viele Herkünfte, eine Mannschaft.

Viele Wurzeln, viele Herkünfte. Eine Gesellschaft

Klaus Böllert © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka
Wir sind längst eine Gesellschaft mit vielen Wurzeln und Herkünften, sagt Klaus Böllert.

Meine Mutter war im Krankenhaus und braucht jetzt täglich Hilfe durch einen Pflegedienst. Sie erzählte mir am Telefon: Klaus, ich habe im Krankenhaus und bei der Pflege fast nur Menschen getroffen, der aus einem anderen Land kommen. Oder die Eltern jedenfalls. Recht hat sie. Meine Mutter ist so alt, dass sie sich noch manchmal wundern darf, wie gut jemand Deutsch spricht und erst dann erfährt, dass er oder sie hier geboren wurde. Ich bin so alt, dass es mir auffällt, wie bunt die Kirche, meine Mannschaft, die Gesellschaft ist. Mein Sohn findet Hautfarbe und Herkunft gar nicht mehr erwähnenswert, wenn er neue Leute kennen lernt. Viele Wurzeln, viele Herkünfte. Eine Gesellschaft.

Probleme bei der Migration sachlich ansprechen

Soll man Probleme bei der Migration ansprechen? Na sicher. Aber bitte so, dass es nicht verletzend ist für die vielen, die Kirche, Sport, Gesundheitssystem und mehr mittragen. Wir sind längst eine Gesellschaft mit vielen Wurzeln und Herkünften. Ich finde das gut und schön.

Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 15.09.2024 | 07:30 Uhr

Ein Herz, Kreuz und Anker aus Silber vor blauem Hintergrund © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka

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