Kolumne: "Gutes tun tut gut"
In Deutschland engagieren sich Millionen Menschen freiwillig und ohne Bezahlung für das Gemeinwohl - in Vereinen, bei der Feuerwehr oder im Tierschutz. Doch es gibt zu wenig Nachwuchs für das Ehrenamt.
Zugegeben. Manchmal belausche ich im Bus Gespräche von anderen Fahrgästen. Dieses Mal war es offensichtlich: Ein Mann erklärte einem Geflüchteten, wie der öffentliche Nahverkehr funktioniert. Sie wechseln hin und her zwischen Englisch und Syrisch. Lachen viel. Dann sagt der Mann noch, dass er morgen keine Zeit habe, weil er arbeiten müsse. So wird klar: Er hilft ehrenamtlich einem ihm völlig Fremden, sich hier zurechtzufinden.
Ich habe auch den Newsletter unserer Kirchengemeinde bekommen. Mit dem Adventskino, drei Konzerten, dem lebendigen Adventskalender und mehr wird da in der Adventszeit richtig viel gemacht und angeboten. Alles ohne Bezahlung, rein aus Freude und Engagement. Ich selbst bin auch dieses Wochenende mit meiner Fußballmannschaft unterwegs. Es gibt doch kaum etwas Schöneres, als am Wochenende früh bei Nieselregen auf dem Platz zu stehen. Ich mache das wie viele andere Trainerinnen und Trainer, ohne die es keinen Amateur- und Kindersport geben würde.
Ehrenamtliche engagieren sich für Tafeln oder Obdachlose
Ich könnte sehr lange so weitermachen. Die Tafeln, die Hilfen für Obdachlose, die Malteser - Millionen Menschen sind ehrenamtlich engagiert. 16,06 Millionen laut einer Allensbach-Studie, um genau zu sein, also etwa jeder fünfte Mensch in Deutschland. Manche aus christlicher Motivation. Manche, weil sie viel Zeit haben und sie sinnvoll füllen wollen. Manche, weil sie Not sehen und dann gar nicht anders können als helfen. Ich vermute alle, weil es ihr Leben schöner und reicher macht. Ich erlebe das so. Ein bisschen wie an Weihnachten, wenn etwas verschenken genauso viel Freude bringt wie etwas geschenkt zu bekommen.
"Ich schaue auf die ausgestreckten Hände"
Manchmal wirkt es so, als würde unsere Gesellschaft immer härter und konfliktreicher. Und ja, ich bin nicht blauäugig, ich sehe da auch so einiges. Aber ich schaue eben auch gern auf die andere Seite. Die ausgestreckten Hände, das freundliche Lächeln, die einladende Geste. Weihnachten feiern wir, dass Gott Mensch wird. So sehr hat er die Welt geliebt, steht in der Bibel. Er will in Beziehung zu uns Menschen sein. Und ich glaube, sich füreinander einzusetzen, weil es gut ist und guttut - das ist eine prima Antwort auf dieses Gottesgeschenk.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.