Kann ich Zuversicht trainieren?
Pandemie, Kriege, Inflation: Krisen scheinen derzeit ein Dauerzustand zu sein. Wie können Menschen in herausfordernden Zeiten zuversichtlich bleiben?
Die Journalistin Thea Dorn hat es so beschrieben: Die Zuversicht sei wie ein Muskel, den man trainieren müsse. Wenn er nicht in Anspruch genommen wird, wenn er nicht regelmäßig beübt wird, kann er im Fall der Fälle auch nicht funktionieren. Das kann ich nachvollziehen. Es leuchtet unmittelbar ein. Ob im Sport, im mentalen Training - üben hilft. Sagte mir eine alte Musiklehrerin, wenn ich enttäuscht war, dass die Töne nicht so auf den Klaviertasten landeten, wie ich es im Kopf vor Augen hatte.
Eichhörnchen als Vorbild für Zuversicht
Zuversicht zu trainieren - das ist natürlich noch einmal etwas Anderes. Der Gedanke hat mich aber nicht losgelassen. Er funktioniert wie ein Stolperwort: Spätestens bei den "Tagesthemen" mit Herrn Zamperoni blitzt die Frage wieder auf: Wie trainiere ich Zuversicht? Was mich betrifft, habe ich mir eine Technik bei den Eichhörnchen abgeschaut: Wie ein Eichhörnchen sich für den Winter wappnet und Eicheln und andere gute Dinge vergräbt und so kleine Vorratsnester anlegt, so suche und finde und manchmal eben stolpere ich über das, was mir Zuversicht schenkt.
Im Einklang mit der Natur sein
Vor ein paar Tagen im Urlaub auf einem kleinen Schloss inmitten von Weinbergen, konnte ich dem Frühling zusehen. Wie sich aus den Knospen der Winterlinge, einem Bodendecker, viele winzige fröhliche gelbe Sternchen der Sonne zuwenden. Krokusse gehen auf, Schneeglöckchen schütteln sich und wer mal nicht so lange schläft, der kann schon morgens ab 5 Uhr den Stimmen der Vögel lauschen. Mit offenen Augen und Ohren unterwegs in der Natur und sich an ihren Kräften freuen - das tut meiner Seele gut. Der weite Blick hinaus in die Täler, auf die Weinberge drumherum; die Zuversicht, dass es im Herbst einen guten Wein geben wird.
Kleine Zuversichten in der Seele aufbewahren
Zuversicht und Vertrauen in die Welt, die mich umgibt, die schulen sich oft in kleinen Begegnungen. In einem freundlichen Wort, einer spontanen kleinen Hilfe: die Tür wird aufgehalten, ein Auto gemeinsam an den Straßenrand geschoben, mit einem Eimer in der Hand einer fremden Familie den Keller leer geschippt. Wenn ich dann - hier und da - wachsam und fröhlich - kleine Zuversichten in meiner Seele aufbewahrt habe, werde ich nicht so schnell aufgeben, denn ich weiß - irgendwo habe ich sie.
