Kolumne: "Von Kürbissen und bösen Geistern"
Der 31. Oktober ist nicht nur Reformationstag für die evangelischen Kirchen. Manche Menschen feiern an diesem Tag mit gruseliger Deko Halloween. Auch Pastor Heiko von Kiedrowski entdeckt sein Herz für geschnitzte Kürbisfratzen.
Als ich Kind war, kannte ich Kürbis nur aus dem Weckglas. Kürbis, das waren feste bis matschige gelbe Happen, geschmacklich zwischen süßsauer und muffelig. Über Jahrzehnte war meine Leidenschaft für die großen gelben Früchte sehr begrenzt. Inzwischen kenne ich viel mehr Kürbissorten und ganz andere Rezepte: Kürbis als Suppe, als Gemüsebeilage oder gebacken im Ofen, alles lecker, besonders im Herbst. Nur um eingelegten Kürbis mache ich immer noch einen Bogen.
"Die Dänen sind im absoluten Kürbisfieber"
In der vergangnenen Woche war ich in Dänemark und habe gestaunt: Unsere Nachbarn im Norden sind im absoluten Kürbisfieber. Die Kürbisse begegnen einem auf Schritt und Tritt, allerdings meistens in Kombination mit künstlichen Spinnweben und kleinen Gespenstern aus Stoff. Denn in Dänemark wird mit Leidenschaft Halloween zelebriert. In manchen Einkaufsstraßen werden sogar Schnitzworkshops für Kinder angeboten, die nach getaner Arbeit stolz mit den Kürbissen nach Hause gehen, die mit gruseligen Fratzen als Laterne verziert sind.
Halloween hat seinen Ursprung in Irland
Ihren Ursprung haben die geschnitzten Laternen in Irland. Dort waren es allerdings noch ausgehölte Rüben, die mit einem glühenden Stück Kohle böse Geister vertreiben sollten. Aber weil ausgewanderte Iren in den USA herausfanden, dass Kürbisse viel leichter zu bearbeiten sind als Rüben, sind es heute eben Kürbisse.
Mit gruseligen Kürbisfratzen böse Geister vertreiben
Ich habe mit dem Brauchtum rund um Halloween lange gefremdelt. Aber heute denke ich: Es sind so viele böse Gedanken und Geister in der Welt, dass ich alle gut verstehen kann, die sich eine Möglichkeit wünschen, sie zu vertreiben. Wenn ich jetzt also eine gruseligen Kürbisfratze vor einem Haus stehen sehe, denke ich: Irgendwie steckt in ihr auch ein kleines Gebet, dass diese Welt besser werden muss.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.