Pilgerpastor Frank Karpa: "Manchmal braucht man einen langen Atem"
Ich bin dann mal weg! Hape Kerkeling hat es vorgemacht. Seit Jahren pilgern immer mehr Menschen. Frank Karpa ist neuer Pilgerpastor der Nordkirche. Radiopastorin Susanne Richter hat mit ihm gesprochen.
Frank Karpa: Dass man auf den Weg geht und dass man darauf hofft, dass in spiritueller Weise dieser Weg etwas mit einem anstellt.
Warum ist pilgern wieder so in?
Karpa: Ich glaube, dass das Pilgern so angesagt ist, das hat ursprünglich tatsächlich diesen Hape-Kerkeling-Effekt gehabt, weil dieses Buch auch auf eine besondere Weise und auf eine ganz niedrigschwellige Weise beschrieben hat, was dieser Weg mit einem machen kann. Aber ich glaube, mittlerweile kann man das fast 20 Jahre später auch kaum noch mit dem Hape Kerkeling-Effekt erklären. Ich glaube, das ist eine andere Nachhaltigkeit, Menschen kommen begeistert von ihren Wegen wieder, andere sehen: Da ist jemand losgegangen und war dreieinhalb Wochen weg und wenn der wiederkommt und so strahlt und erzählt, was Begeisterndes ihm oder ihr auf dem Weg passiert ist, dann lässt es natürlich auch andere Leute nachdenken: Oh ja, das möchte ich auch gerne, weil das scheint ja was ganz Bewegendes zu sein, was ganz Essentielles, was einem da auf dem Weg passieren kann.
Mit was für Sehnsüchten oder Fragen kommen Menschen zum Pilgern?
Karpa: Es gibt sogar wissenschaftliche Untersuchungen darüber, wann sich Menschen auf Pilgerwege begeben, wenn sie alleine losgehen. Und im Kern kann man sagen, es gibt sozusagen zwei klassische Ausgangsmotive. Das eine ist, wenn Menschen in Krisen gekommen sind, und das zweite ist, wenn Menschen an eine Schwelle in ihrem Leben gekommen sind.
Also Orientierung, aber wird da auch Glauben oder Gottesbegegnung tatsächlich gesucht?
Karpa: Ich glaube, manche Menschen würden das nicht so beschreiben. Also sie würden sagen, ich begebe mich auf den Weg und gucke, was der Weg mit mir macht. Manchmal glaub ich, braucht es nur auch eine Offenheit und ein Gespür dafür zu gucken: Vielleicht hat diese oder jene Situation oder dieser oder jener Zufall etwas mit Gott zu tun.
Welche Hoffnung verbinden Sie mit dem Pilgern?
Karpa: Ich finde, es gibt so eine ganz basale Grunderkenntnis beim Pilgern: dass man ankommt. Dann regnet das oder dann scheint die Sonne oder man hat viel zu wenig Wasser eingepackt oder man hat sich verlaufen und man hat oft mit richtig krassen Krisen zu tun und am Ende kommt man an. Und das ist eine ganz, finde ich, eine ganz grundsätzliche Einführung in das Vertrauen. Und was mir Hoffnung gibt, ist, also für andere Themen auch für andere Themen in meinem Leben, aber auch für die Themen in der Welt, das ist: Wenn man einen Weg verfolgt und man sich nicht kleinkriegen lässt, von dem Unwetter oder von den Störungen, oder den Stöcken, die einem da zwischen die Beine geworfen werden, dass dann letztendlich die Wege auch zum Ziel führen. Manchmal braucht man einen langen Atem.
Das Interview führte Susanne Richter. Redaktion: NDR