"Die Würde des Menschen geht verloren"
Der Diktator Assad war kaum gestürzt, schon ging die Diskussion um mögliche Abschiebungen nach Syrien los. Ob Habeck oder Merz - die Politiker überbieten sich im Wahlkampf mit populistischen Parolen.
"Wer nicht arbeitet, muss gehen." So zitierte die Neue Osnabrücker Zeitung in dieser Woche den Grünen-Politiker Robert Habeck im Blick auf eine mögliche Rückkehr syrischer Flüchtlinge in ihr Heimatland. Weiter sagte Habeck: "Diejenigen, die arbeiten, die können wir gut gebrauchen." Der studierte Philosoph sagte tatsächlich: "gebrauchen!" CDU-Mann Thorsten Frei setzte noch eins drauf: "Arbeit allein reicht nicht, um bleiben zu können. Wer bleiben will, muss so viel verdienen, dass sich eine Rente ergibt, die oberhalb der Grundsicherung im Alter liegt."
Migranten verdienen Respekt - auch in Wahlkampfzeiten
Hoppla! So manche deutsche Rentnerin wird das verwundert hören. Denn viele von ihnen sind auf zusätzliche Hilfen angewiesen. Syrische Migrantinnen und Migranten sind vor dem Krieg geflüchtet, die Lage im Heimatland ist weiter unsicher, ihre Häuser sind zerstört, ihre Berufsbiografien zerbrochen, die Familien auseinandergerissen. Diese Menschen haben Respekt verdient. Auch in Zeiten des Wahlkampfes.
Menschenwürde hat einen Wert - unabhängig vom Kontostand
Da geht im Moment etwas verloren: die Würde des Menschen nämlich. Das ist der Wert, der jedem Menschen zukommt - unabhängig von dem, was er leistet oder ob er "gebraucht wird". Die Würde des Menschen bestimmt kein Pass und kein Aufenthaltsstatus, die Würde unterscheidet nicht zwischen Religionen und Nationen. Sie hat einen Wert - auch unabhängig vom Kontostand. Der Würde geht es einfach um den Menschen. Gehen wir also menschlich miteinander um, auch in Zeiten des Wahlkampfes. Alles andere kann unser Gemeinwesen nicht gebrauchen.