"Das hat nichts mehr mit Fußball zu tun"
Immer wieder kommt es bei Fußballspielen zu gewaltsamen Ausschreitungen. So verprügelten mutmaßliche HSV-Hooligans Kölner Fans, darunter auch Frauen. Das hat mit Spiel und Spaß nichts mehr zu tun, findet Julia Atze.
Ich bin Fußballfan. Schon mein ganzes Leben lang. Bei der Weltmeisterschaft 1982 fing es an. Ich war neun Jahre alt. Ich habe die Spiele mit meiner Oma geschaut, mit meiner besten Freundin die Klebebildchen von Panini gesammelt und getauscht. Wir haben für bestimmte Spieler geschwärmt und ihre Hobbys und Lieblingsessen auswendig gelernt.
Siege wie Niederlagen gehören zu einer Gemeinschaft
Als Jugendliche habe ich dann angefangen, ins Stadion zu gehen. Das tue ich bis heute gern. Die Atmosphäre, das Anfeuern und die Gesänge, die Gemeinschaft liebe ich sehr. Das Glücksgefühl, wenn mein Team gewinnt. Aber auch, wenn man Niederlagen gemeinsam trägt. Das gehört genauso dazu in einer Gemeinschaft. Aber inzwischen gibt es Spiele, zu denen ich bewusst nicht mehr gehe. Und das hat nichts mit dem zu tun, was auf dem Platz passiert. Ich möchte nicht bei dem dabei sein, was unter den Fans passiert. Wenn Mannschaften gegeneinander spielen, deren Fans sich nicht mögen, kann die Atmosphäre im Stadion unangenehm werden.
HSV-Anhänger greifen Kölner Fußballfans an
Bei Stadtderbys wie HSV gegen St. Pauli ist das zum Beispiel so. Solche Spiele bringen das Schlechteste bei vielen Fußballfans zum Vorschein, finde ich. Das hat für mich mit dem Spiel und dem Spaß, den es machen soll, nichts mehr zu tun. Darum haben mich die Nachrichten am vergangenen Wochenende über vermummte HSV-Anhänger, die die gegnerischen Fans weit vor dem Spiel angegriffen und verletzt haben, fürchterlich erschreckt und erschüttert. Das hat wirklich nichts mehr mit dem Spiel zu tun, dass ich so gerne anschaue und schon gar nichts damit, wofür ich als Pastorin und Christin stehe: für ein friedliches, respektvolles und wertschätzendes Miteinander unter uns Menschen.
Daran erinnert uns die Bibel immer wieder, zum Beispiel mit dem Satz: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe (1Kor 16,14). Das gilt immer, auch beim Fußball und im Stadion. Daran glaube ich und darauf hoffe ich - noch mehr als darauf dass mein Team beim nächsten Spiel gewinnt.