Fluglotsen: Diese beiden Lübecker steuern den Flugverkehr
Fluglotsen tragen eine große Verantwortung. In Lübeck sorgen zwei junge Männer dafür, dass die Flugzeuge sicher starten und landen.
"Lübeck Tower, Moin!" Fluglotse Flynn Brown begrüßt den ersten Piloten seiner Spätschicht. Per Funk ist er mit dem Cockpit des Fliegers verbunden. Aus dem Tower des Lübecker Flughafens kann er den kleinen Flieger mit dem Fernglas gut sehen. Der Pilot, ein Fluglehrer, erbittet für sich und seinen Schüler eine Starterlaubnis. "Bevor ich ihm ein Go gebe, muss ich erst entscheiden, von wo er starten darf", erklärt Flynn. Das hängt von anderen Fliegern und den Wetterverhältnissen ab. Dafür bespricht er sich kurz mit seinem Kollegen Nick Mannes, der direkt neben ihm sitzt. Jetzt darf die Maschine abheben. Die Piloten müssen unseren Anweisungen folgen, erzählt Flynn. Jeder Funkspruch muss wiederholt werden. Sonst wissen sie nicht, ob eine Information auch im Cockpit angekommen ist.
Maximal sechs Stunden am Stück dürfen die Fluglosten Flynn Brown und Nick Mannes arbeiten. Dann lässt ihre Konzentration nach und sie müssen Pause machen. Bis zu 150 Starts und Landungen koordinieren die beiden 22-Jährigen am Lübecker Flughafen in den Sommermonaten täglich.
Mischverkehr am Lübecker Flughafen
Nicht nur kleinere Privatflieger, sondern auch größere Ferienflieger, Segelflieger und Krankentransporte heben hier täglich ab. "Einige Piloten aus der Flugschule sind noch sehr unerfahren. Die haben noch keine Fluglizenz und lernen noch. Die sind es nicht gewohnt in einer Kontrollzone wie unserer zu fliegen und mit Lotsen zu sprechen. Das kann dann schon mal herausfordernd werden", sagt Flynn. Ihre Kontrollzone hat einen Radius von insgesamt zwölf Kilometern. Auch sie haben hier schon heikle Situationen, in denen Piloten ihre Anweisungen missachtet haben, erlebt. Größere Unfälle allerdings noch nicht.
Große Verantwortung mit Anfang 20
Der nächste Flieger wartet. Ein Airbus A319 aus Kreta will landen. An Bord sind mehr als 100 Menschen. Der Pilot meldet sich im Lübecker Tower auf Englisch. "Der Pilot möchte in eine andere Richtung landen. Sein Flugweg ist so kürzer. Das ist für uns in Ordnung", übersetzt Flynn und gibt seine Erlaubnis. Kurze Zeit später setzt der Flieger auf. Dass sie mit 22 Jahren bereits eine große Verantwortung für viele Menschen tragen, sei ihnen bewusst, sagen beide. "Aber man darf auch nicht immer darüber nachdenken“, sagt Flynn. Wenn es einmal stressig wird, hilft es durchzuatmen und sich im Team abzusprechen.
Flugloste ist ihr Traumjob
Eigentlich wollten Flynn Brown und Nick Mannes Piloten werden. Doch dann haben sie sich doch gegen das Cockpit und für den Tower entschieden. Fast 1,5 Jahre hat ihre Ausbildung zum Fluglotsen gedauert. Bevor sie zum ersten Mal die Flugbewegungen aus dem Tower koordinierten, haben sie viele Monate im Simulator geübt. "Man muss sich über einen langen Zeitraum konzentrieren, viele Dinge gleichzeitig machen und gut Englisch sprechen können", erzählt Flynn. Diese Fähigkeiten werden direkt in der Aufnahmeprüfung vor Ausbildungsbeginn getestet. Nur etwa sieben Prozent der Bewerberinnen und Bewerber schaffen laut Deutscher Flugsicherung diesen Test.
Ausgleich in der Freizeit suchen
Insgesamt 57 Starts und Landungen haben sie am Ende ihrer Schicht koordiniert. Bei so viel Verantwortung im Beruf ist es wichtig auch mal abschalten zu können, sagt Nick. Beide sind auch jenseits des Towers privat gut befreundet. Am liebsten verbringen sie an freien Tagen ihre Zeit gemeinsam am Strand. Dann machen wir einfach mal gar nichts, erzählen beide und lachen.