Begegnungszentrum in Lauenburg: Mit Hand und Herz für Geflüchtete
Der Ukraine-Krieg zwingt immer noch Menschen dazu ihre Heimat zu verlassen. Damit die Eingewöhnung in fremder Umgebung leichter fällt, haben drei Frauen in Lauenburg einen Ort der Begegnung geschaffen.
Hektisch laufen mehrere Frauen in einer kleinen Küche durcheinander. Sie haben Kannen, Teller und Besteck in der Hand. Es riecht nach Kaffee. Trotz des Durcheinanders haben alle ein Lächeln im Gesicht. Sie bereiten einen internationalen Brunch vor. Frauen aus acht Nationen haben dafür unter anderem gefüllte Weinblätter, Blätterteigtaschen und orientalische Dips mitgebracht.
Sylwia Sobotko holt Kaffeefilter aus einem Schrank. "Wie viele kommen, wissen wir nicht. Bisher sind aber immer alle satt geworden", erzählt sie. Die gebürtige Polin hat das Begegnungszentrum in Lauenburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) vor ein paar Monaten mit ihren Freundinnen Leyla Novruzova und Jenna Podolski gegründet. Vor 15 Jahren kam sie ohne Sprachkenntnisse und soziale Kontakte aus Polen nach Lauenburg. Jetzt will sie selber Geflüchteten helfen. "Ich glaube wir drei haben einfach ein Helfersynsdrom", erklärt sie lachend.
Aus ehrenamtlicher Hilfe wird professionelles Begegnungszentrum
Sylwia Sobotko und ihre Kolleginnen setzen sich seit Kriegsbeginn in der Ukraine im Februar 2022 für Geflüchtete ein. Zuerst sammeln sie Spenden und bringen sogar Hilfsgüter an die Ukrainische Grenze. Beim Bürgermeister in Lauenburg fragen sie nach Räumlichkeiten für ein Begegnungszentrum. In einem ehemaligen Supermarkt darf die Mutter von fünf Kindern zusammen mit ihren beiden Freundinnen einen Treffpunkt für Geflüchtete eröffnen. Hier finden Tanzkurse und gemeinsame Abendessen statt. Die drei Frauen organisieren alles ehrenamtlich.
Anfang des Jahres zieht das Begegnungszentrum in eine ehemalige Metzgerei um. Mit Küche, Aufenthaltsraum, Spielzimmer und einem kleinen Büro. Das Diakonische Werk und der Kreis finanzieren das Projekt. Sylwia Sobotko arbeitet jetzt hauptberuflich im Begegnungszentrum. Sie gibt Sprachkurse, hilft bei komplizierten Behördengängen und organisiert wichtige Termine für die geflüchteten Frauen. "Viele Ärzte vergeben Termine nur online. Das bekommen die Älteren natürlich nicht so gut hin", sagt sie.
Bis zu 50 Frauen kommen täglich ins Begegnungszentrum - nicht nur Geflüchtete
Zum Brunchen heute sind mehr als 20 Frauen mit sechs Kindern gekommen. Einmal in der Woche essen sie hier gemeinsam. Neben den Geflüchteten sind auch Frauen aus dem Ort mit dabei. Hier ist jeder willkommen. Am Nachmittag kommen die älteren Frauen zum Stricken. Tamara Savitchenko ist vor einem Jahr mit ihrer Familie aus der Ukraine nach Lauenburg gekommen. Heute hat sie ihren Enkel mitgebracht. Mit den anderen Frauen kann sie sich schon auf deutsch verständigen. "Es ist so schön hier. Unsere Kinder können hier spielen und malen, ich lerne deutsch." Gudrun Kist unterstützt das Team von Anfang an ehrenamtlich. Sie wohnt um die Ecke. "Mit türkischen oder ukrainischen Frauen hatte ich noch nie in meinem Leben Kontakt. Das macht so Spaß, die hier kennenzulernen und sich mit denen auszutauschen", erzählt sie.
Diakonie unterstützt das Projekt vorerst nur bis Jahresende
Wie es mit dem Begegnungszentrum im kommenden Jahr weitergeht, ist noch unklar. Der Vertrag mit dem Diakonischen Werk Lübeck/Lauenburg läuft am Ende des Jahres aus. Sabine Vogel von der Diakonie kann vorerst nichts versprechen. "Aber wir sind sehr interessiert daran, dass das Projekt weiterhin unterstützt wird und die Diakonie es möglich machen kann, in der Trägerschaft zu bleiben", erklärt sie. Denn es kommen immer mehr Frauen in das Begegnungszentrum in der Lauenburger Innenstadt. Sylwia Sobotko hofft, dass sie ihre Stelle behalten kann. Ob die Diakonie das Projekt weiterhin unterstützt erfahren sie und ihre beiden Kolleginnen wahrscheinlich erst im Winter. Bis dahin haben sie schon viele neue Projekte geplant. Als nächstes wollen sie gemeinsam mit den Frauen und Kindern einen Ausflug in einen nahegelegenen Kletterpark machen.