Die mutmaßliche RAF-Terroristin Daniela Klette wird von Polizisten zu einem Hubschrauber geführt. © Screenshot

Prozess gegen Ex-RAF-Terroristin: Wer ist Daniela Klette?

Stand: 11.03.2025 00:00 Uhr

Am 25. März beginnt der erste Prozess für Daniela Klette vor dem Oberlandesgericht Celle. Aber wer ist die Frau? Ihr Leben in und nach der RAF zeigt eine Frau mit unterschiedlichen Gesichtern.

von Tullio Puoti

"Wer ist Daniela Klette?"- Die Antwort hängt davon ab, wen man fragt. Für die Behörden ist sie eine skrupellose Verbrecherin. Für ihre Nachbarschaft in Berlin einfach eine nette Frau mit Hund.

Die junge linke Aktivistin

Aber von vorne: Daniela Marie Luise Klette wurde am 5. November 1958 in Karlsruhe geboren. Sie ist die Tochter einer Zahnärztin und eines Handelsvertreters. Wuchs mit zwei Geschwistern in Karlsruhe auf. Ab Ende der 60er Jahre besuchte sie ein Mädchen-Gymnasium. Klette soll sich schon früh politisch engagiert haben. Laut Behörden war sie verschiedenen linksextremistischen Gruppen aktiv.

Der Weg in die RAF

Ende der 70er Jahre schloss sie sich der Roten Hilfe Wiesbaden an. Eine linke Organisation, die behauptet politisch Verfolgte zu unterstützen. Laut Bundesamt für Verfassungsschutz ist der Verein einer der wichtigsten Gruppen im deutschen Linksextremismus. Hier lernte Klette Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld kennen. Beide galten in den 80ern als zentrale Figuren der dritten Generation der RAF. In dieser Zeit wurde Klette mutmaßlich Teil der RAF.

Daniela Klette: die Terroristin?

Klette wird verdächtigt, an mehreren Anschlägen der linksextremistischen RAF beteiligt zu sein. Unter anderem der Schusswaffenanschlag auf die US-Botschaft in Bonn 1991 und der Sprengstoffanschlag auf die JVA Weiterstadt 1993 - gemeinsam mit Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Ermittler fanden damals DNA-Spuren von Klette am Tatort. Das Terror-Verfahren ist von dem Prozess in Celle abgetrennt und wird von der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe geführt.

Polizeibeamte stehen vor der Wohnung von Daniela Klette in Berlin. © TV Newskontor
Als Claudia Ivone soll Daniela Klette über Jahrzehnte unbehelligt in Berlin gelebt haben.
Die skrupellose Räuberin?

Die RAF verkündete im März 1998 ihr Ende. Danach folgten keine weiteren Anschläge. Klette tauchte ab und bei einer Reihe von Raubüberfällen dann wieder auf. Zwischen 1999 und 2016 soll sie gemeinsam mit Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg Geldtransporter und Supermärkte in überwiegend Niedersachsen, aber auch in anderen Bundesländern überfallen haben. Die Behörden gehen davon aus, dass sie Geld brauchten. Weil bei einem Geldtransporter-Überfall im Jahr 2015 bei Stuhr (Landkreis Diepholz) Schüsse fielen, ist sie auch wegen Mordversuchs angeklagt. Zu dieser Zeit soll Klette wohl auch mehrfach eine Wohnung in Bremen gemietet haben. Unter dem Namen Sarah Lopez. Der Spiegel hatte zuerst berichtet.

Berlin: Die nette Claudia

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In Karlsruhe wird eine Person aus einem Hubschrauber geführt. Womöglich handelt es sich dabei um die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette. © picture alliance/dpa | Uli Deck Foto: Uli Deck

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Rund 30 Jahre lebte die heute 66-Jährige im Untergrund. Ob dieser Begriff wirklich passt, ist fraglich. Denn mehr als ein Jahrzehnt lebte sie offenbar in Berlin als Claudia Ivone. Hatte auch ein Facebook-Profil unter diesem Namen. In Berlin hatte sie scheinbar ein normales Leben. Mit einer kleinen Wohnung im Stadtteil Kreuzberg im fünften Stock eines Betonbaus. Ohne Mietvertrag. Sie sei immer mit ihrem großen weißen Hund Malaika spazieren gegangen. Habe Nachbarskindern Mathenachhilfe gegeben und war nett und zurückhaltend, berichten Nachbarn.Über viele Jahre habe sie sich auch in der brasilianischen Community engagiert. Bis 2020 war sie regelmäßig in einem Studio und hat Capoeira getanzt, ein brasilianischer Kampftanz. "Claudia" soll auch eine Beziehung mit einem Brasilianer gehabt haben. Der Mann sagte dem Spiegel, dass er sie vor rund 15 Jahren in Brasilien kennengelernt hätte. Als Paar wären sie dann nach Berlin gegangen. Er habe aber nie Verdacht geschöpft.

Die Verhaftung

Ein Tipp aus der Bevölkerung habe das Niedersächsische Landeskriminalamt nach Berlin geführt. Als Zielfahnder an ihrer Tür klingelten, stellte sie sich als Claudia Ivone mit einem italienischen Pass vor.  Anhand ihres Fingerabdrucks wurde sie später als Daniela Klette identifiziert. In ihrer Wohnung fand Ermittler Waffen, Munition, falsche Pässe und große Geldbeträge.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 26.02.2025 | 12:00 Uhr

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