Inklusion im Alltag: Was Blinden das Einkaufen erleichtert
Den Alltag zu meistern ist für Menschen mit einer Behinderung nicht immer leicht. Selbst das Einkaufen im Supermarkt kann zu einer Herausforderung werden. NDR Info hat einen jungen Blinden dabei begleitet. Er erklärt, was ihm den Einkauf erleichtern würde.
Selbst wenn es mittlerweile Ampelsignale für Menschen mit Sehbeinträchtigungen gibt oder Markierungen auf dem Boden, die sich mit dem Stock ertasten lassen, sind vermeintlich einfache Dinge - wie das Einkaufen - für einige Menschen kaum ohne Hilfe machbar.
Tjorven ist von Geburt an blind. Einkaufen ohne Begleitung ist nicht einfach für ihn. Vor allem wenn es Supermärkte sind, die er nicht kennt, wie den in Hamburg-Alsterdorf. Wie gelangt er zum Beispiel zum Milchregal? "Ich bin einfach drauf los gelaufen und habe auf mein Gefühl gehört. Hier wird es kühler. Also muss hier die Milch stehen." Temperatur und Geruch helfen ihm bei der Orientierung, aber auch nur bedingt.
Hilfe für Menschen mit Behinderung im Supermarkt
In diesem Supermarkt gibt es schon vieles, das Menschen mit Behinderung das Einkaufen erleichtert: breitere Gänge, niedrige Kassenbänder, ein Geldfach, das Münzen automatisch zählt. Vor fünf Jahren hatte Geschäftsführerin Gabriele Ecks den Laden umbauen lassen. "Da gab es in keinster Weise eine Unterstützung. Es gibt Unterstützung für Energieffizienz, aber es gibt keine für inklusionsfreundliche Umbauten", sagt sie.
Audioguide für den Einkauf?
Es gibt Apps, die Sehbehinderten das Einkaufen erleichtern sollen, aber Tjorven würde sich noch was anders wünschen, nämlich einen Audioguide, der ihn durch den Supermarkt führt. Einen Audioguide gibt es hier nicht, aber einen taktilen Plan. An diesem Schild können Sehbehinderte sich durch Ertasten einen Überblick verschaffen.
Aber: Der Supermarkt ist groß. "Auf dem Plan stehen jede Menge Informationen. Nachdem ich es jetzt fertig getastet habe, habe ich 80 Prozent schon wieder vergessen und müsste sieben Mal hin- und zurücklaufen um mir das noch mal anzugucken", sagt Tjorven. Er würde sich wünschen, dass es im Supermarkt mehrere solcher taktiler Pläne gäbe.
Menschen mit Behinderung den Alltag erleichtern
Das ist allerdings schwierig für die Geschäftsführerin. "Es fällt mir schwer, so viele freie Flächen zu schaffen, um mehrere solcher Schilder aufzuhängen", erklärt Ecks. Und dennoch spürt man in diesem Supermarkt das Bemühen, Dinge anders zu machen, besser. Damit sie Menschen mit Behinderung den Alltag erleichtern.