Stand: 08.06.2016 12:26 Uhr

Facebook: Gelöschte Satire und gesperrte Artikel

von Yasemin Ergin & Daniel Schmidthäussler

Facebook steht wegen seiner intransparenten und laschen Reaktion auf Nutzer-Beschwerden über Hass-Kommentaren in Deutschland schon lange in der Kritik. Umso überraschender, dass einige Nutzer die umgekehrte Lösch-Erfahrung machen: Vollkommen harmlose Posts wurden von dem sozialen Netzwerk entfernt - mit dem Erklärung, diese verstießen gegen Facebooks Hausregeln, die "Gemeinschaftsstandards". Offenbar hatten sich andere Nutzer über diese Einträge beschwert - denn von sich aus wird Facebook eigentlich nicht tätig.

VIDEO: Undurchsichtig: Facebooks geheime Lösch-Praxis (6 Min)

Journalistische Artikel von Sperrung betroffen

"Wir hatten auf unserer Facebook-Seite öfters Sperrungen wegen Satire-Posts. Das heißt beispielsweise Beiträge von Extra 3, die Nazis auf die Schippe nehmen, wurden dann bei uns gesperrt“, sagt Katharina Nocun von der Initiative "Gegen die Alternative für Deutschland". Auch journalistische Artikel aus der "taz" waren von der Sperrung betroffen.

Ein Interview mit ZAPP dazu lehnte das Netzwerk ab, genauso wie eine Erläuterung zu einzelnen Beispielen. Nur eines stellt Facebook klar: "Die Anzahl der Meldungen spielt keine Rolle, ob ein Beitrag oder eine Seite gelöscht wird." Das ist interessant, denn Aktivisten aller politischen Richtungen rufen regelmäßig dazu auf, bestimmte unliebsame Inhalte bei Facebook zu melden.

"Kein Mensch ist illegal" gesperrt

Screenshot einer rechten Facebook-Seite.
Versehentlich vorübergehend offline: Die Facebook-Seite von "Kein Mensch ist illegal".

Im Fall der linken Seite "Kein Mensch ist Illegal" scheint das Kalkül aufgegangen zu sein. Die Seite wurde tatsächlich vorübergehend gesperrt: "Bezüglich der Sperrung des Admin von 'Kein Mensch ist illegal' (...) ist diese Sperrung bereits aufgehoben. Hier ist leider ein Fehler aufgetreten und Facebook hat sich bereits persönlich hierfür entschuldigt", erläutert Facebook darauf gegenüber ZAPP.

Inzwischen hat Facebook für manche Seitenbetreiber einen "kurzen Draht" eingerichtet, nachdem das Unternehmen einige betroffene Netzaktivisten zu einem Treffen nach Berlin eingeladen hatte. Unklar bleibt wiederum, wer eine solchen direkten Kontakt zu Facebook erhält - und nach welchen Kategoerien die Auswahl erfolgt.

Aufruf: Melden Sie ZAPP!

Hier blieb unsere Recherche stecken. Der zu kurdischen Themen bloggende Aktivist und Kommunikationswissenschaftler Kerem Schamberger wirft Facebook "Zensur" vor. Stimmt das? Und hat die Anzahl der Nutzer-Beschwerden wirklich keinen Einfluss auf die Lösch-Wahrscheinlichkeit durch Facebook?

Deshalb die Bitte an alle ZAPP-Zuschauer. Melden Sie bitte diesen Beitrag von unserem Kollegen Michel Abdollahi, der auf unserer Facebook-Seite steht. Die Begründung dafür können Sie sich aussuchen. Schicken Sie uns aber bitte einen Screenshot an die E-Mail-Adresse zapp@ndr.de oder nutzen Sie das Formular am Ende dieser Seite. Dann wissen wir ungefähr, wie oft der Beitrag gemeldet wurde.

Sie können den Beitrag auch gerne teilen und dann bei sich auf der Seite melden lassen. Dann schicken Sie uns bitte auch einen Screenshot, sollte der Beitrag bei Ihnen entfernt worden sein. Wie man Beiträge bei Facebook meldet, erklären wir hier.

Dieses Thema im Programm:

ZAPP | 08.06.2016 | 23:20 Uhr