Stand: 17.05.2017 14:00 Uhr

Wie der BND den NWDR zu unterwandern versuchte

von Caroline Schmidt

Der Vorläufer des Bundesnachrichtendienstes hat Journalisten im Kalten Krieg nicht nur beobachtet, er hat sogar eigens Agenten im Nordwestdeutschen Rundfunk beschäftigt, um die angeblichen Staatsfeinde im Sender unter Kontrolle zu behalten. Unterlagen aus dem BND-Archiv, die dem Medienmagazin ZAPP vorliegen, klassifizieren "den NWDR als Gefahr für die Entwicklung einer gesunden westlichen Demokratie".

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Nie wieder hatte der Rundfunk in Deutschland zu Propagandazwecken missbraucht werden sollen. Aus dieser Motivation heraus startete noch 1945 der NWDR als Sender der britischen Militärregierung. Drei Jahre später wurde daraus der öffentlich-rechtliche NWDR, der Vorläufer des NDR und WDR - durchgesetzt gegen viele Widerstände.

BND installierte stellvertretenden Chefredakteur

Durch die historische Aufarbeitung einer Expertenkommission im Auftrag des Bundesnachrichtendienstes zeigt sich, wie die Ausforschung des NWDR konkret durchgeführt wurde. Der Historiker Gerhard Sälter benennt zum Beispiel einen ehemaligen stellvertretenden Chefredakteur des WDR-Hörfunks, August Hoppe, als Agenten des BND, der "ganz bewusst dort platziert wurde". Dass Hoppe für den BND tätig war, ist bekannt, aber nicht in welchem Umfang und seit wann. Gegenüber dem BND ordnete er Kollegen als Kommunisten ein und bestätigte damit die damals im BND vorherrschenden Vorstellungen. Aus den Dokumenten des BND geht hervor, dass der junge öffentlich-rechtliche Sender mit dem ehemaligen Widerstandskämpfer Adolf Grimme an der Spitze als "eine der Zentralen der kommunistischen Unterwanderung, eine Agentenzentrale" eingeschätzt wurde, bestätigt Gerhard Sälter.

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Eine Gesprächsrunde. v.l.: Walter Menningen, Horst Seifert, Ingrid Lorenzen, Rüdiger Proske und Helga Norden. (1960) © NDR

Die NDR Chronik

Die Geschichte des Rundfunks in Norddeutschland beginnt 1924 mit der Gründung Norag. 1992 startete der Fernsehbetrieb. Den NDR gibt es seit 1956. Seine Geschichte ist ist bis heute eng mit der Geschichte des Rundfunks verbunden. mehr

Sogar Funkverbindungen nach Moskau wurden NWDR-Leuten unterstellt. "Bändeweise solche Meldungen" habe er gelesen und sich gedacht, "das kann doch niemand geglaubt haben, so offensichtlicher Unfug ist das", kommentiert Gerhard Sälter gegenüber dem NDR. Wie andere Spuren auch erwiesen sich die angeblichen Funkverbindungen nach Moskau als falsch.

Journalisten ließen sich nicht einschüchtern

Bodo Hechelhammer leitet die Forschungsgruppe Geschichte beim BND und sagt zur damaligen Arbeitsweise des Nachrichtendienstes: "Man konstruiert teilweise auch etwas, passend zum eigenen Weltbild." Ausspionierte Journalisten wie Adolf Grimme und Peter von Zahn ließen sich vom offenen und verdeckten Kampf gegen sie offenbar wenig beeindrucken. "Das Rezept war ihr Elan, ihr Gestaltungswille. Sie haben einfach nicht aufgegeben. Sie haben wirklich daran geglaubt, dass dieser Rundfunk ein Mittel ist, um die Demokratisierung voranzubringen und dafür haben sie gearbeitet," sagt Hans-Ulrich Wagner vom Hans-Bredow Institut, der die Geschichte des NWDR erforscht hat.

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ZAPP | 17.05.2017 | 23:20 Uhr