Kritische Lage: Philippinische Journalisten
Die philippinische Journalistin Jacque Manabat hat drei Monate in Deutschland gelebt und gearbeitet. Jetzt kehrt sie zurück in ihre Heimat, die sich in den vergangenen acht Monaten so verändert hat wie kaum ein anderes Land. Seitdem ist Präsident Rodrigo Duterte im Amt. Der philippinische Trump, so nennen sie ihn. Manabat empfindet das als grobe Übertreibung, auch wenn natürlich beide "laut und einfach reden".
Philippinen: Gefährliches Land für Journalisten
Wir treffen Manabat an einem ihrer letzten Tage in Berlin. Sie will auf der Heimreise und an den ersten Tagen in Manila für ZAPP mit ihrem Smartphone dokumentieren, was sie erlebt. Sie geht zurück in ein Land, das für Journalisten eines der gefährlichsten der Welt ist. Der aktuelle Präsident findet das gut. "Wenn Journalisten getötet werden, müssen sie etwas falsch gemacht haben. Nur weil jemand Journalist ist, ist er nicht ausgenommen von den Ermordungen."
Wir werden mit ihr aus dem Flugzeug steigen, im Auto nach Hause fahren und zusammen in ihre Redaktion bei ABS-CBN gehen, dem größten Sender der Philippinen. Dort werden wir zum Beispiel Frances treffen, der in der "Friedhofsschicht" arbeitet. So nennen sie hier die Nachtschicht, in der man bis zum Morgengrauen die Polizei begleitet, die die Drogentoten von den Straßen Manilas einsammelt.
30 Tote jeden Nacht auf Manilas Straßen
Für Frances und seine Kollegen hat sich am meisten geändert. Das weiß Manabat schon hier im Berliner Büro des Recherchezentrums Correctiv, wo sie sich drei Monate lang im Rahmen eines Stipendiums der Konrad-Adenauer-Stiftung mit Datenjournalismus beschäftigt hat. Denn die Veränderung, die ihr Land durchmacht, lässt sich an einer einfachen Zahl erklären - der Zahl 30. Sie ist wie ein Symbol für die neuen Philippinen. Die Philippinen von Duterte. Denn bis zu 30 Tote bringt die Polizei über Monate jede Nacht in die Leichenhallen.
Drogentote: "Diese Angst in den Augen"
Manabat hat selbst vor Jahren in der Nachtschicht gearbeitet. Sie weiß, was es heißt, Tote zu sehen. Damals gab es eine Handvoll jede Nacht. Das fand sie als junge Journalistin viel. Denn jeder Tote, das müsse man wissen, habe doch eine Geschichte. "Man kann sie an den Augen ablesen. Sie sind meist offen. Und darin ist diese Angst und plötzlich ahnt man, wie sie gestorben sind."
Drogen sind ein Problem auf den Philippinen. Die Armut, die Mafia, die Killer beherrschen seit Jahren die Schlagzeilen. Nun hat Duterte ihnen den Kampf angesagt. "Wenn Deutschland Hitler hatte", sagte er in einer Rede im Herbst, "dann haben die Philippinen mich." Duterte führt auch aus, was er damit meint: Hitler tötete Millionen Juden, er werde "drei Millionen Drogendealer töten".