ARD und ZDF im Kampf gegen Fake News
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk geht auf Distanz zu Facebook, sucht aber vorsichtig die Nähe zu anderen Medienhäusern - so legen ARD und ZDF jedenfalls ihre künftigen Anti-Fake-News-Teams an. "Wir sind weder Partner noch Gegner von Facebook", sagt "Tagesschau"-Chef Kai Gniffke gegenüber ZAPP. Bei seiner Redaktion ARD-aktuell soll vom Frühjahr an bis zur Bundestagswahl eine zentrale Verifikationseinheit angesiedelt werden - mit Unterstützung der Landesrundfunkanstalten. Die Rede ist von einem Test. Gniffke prognostiziert, dass Facebook "auch selbst eigene Anstrengungen unternehmen muss - es geht da auch um Glaubwürdigkeit".
Den Dreck für Facebook wegräumen?
Auch das ZDF erklärt, dass seine künftige Einheit gegen Propaganda im Netz an der Initiative von Facebook "nicht mitwirken" wird. ZDF-Chefredakteur Peter Frey lässt dies allerdings auf Nachfrage von ZAPP unbegründet. Hinter den Kulissen ist Beteiligten jedoch klar zu entnehmen: Warum sollten wir den Dreck für Facebook wegmachen - einer Plattform, die offensichtlich fast alles erlaubt? Die ARD-Vorsitzende Karola Wille geht bei "Horizont" am Deutlichsten auf Distanz: "Wir sind nicht die Korrektureinheit für Facebook, sondern setzen unseren Journalismus gegen das, was sich an Fehlinformationen auftut."
Zusammenarbeit mit IT-Konzernen auf anderer Ebene
Dabei läuft die Zusammenarbeit mit IT-Konzernen im gemeinsamen Kampf gegen Hass und Propaganda hinter den Kulissen sehr wohl an - nicht nur, weil Facebook speziell zum Kampf gegen Fake News Schulungen anbietet. ARD und ZDF sind zuletzt der First-Draft-Coalition beigetreten, wie viele andere Medien aus aller Welt von der BBC bis zur "Washington Post" und eben auch: IT-Giganten, darunter Facebook und Google. Im Gespräch mit ZAPP will ZDF-Chefredakteur Frey diese Allianz allerdings nur als technische und nicht als redaktionelle Zusammenarbeit verstanden wissen.
Austausch mit anderen Redaktionen
Gleichzeitig suchen die Journalisten beider Häuser den Austausch - mit anderen Redaktionen. "Nicht jeder muss noch mal den gleichen Weg gehen", sagt Gniffke zum Checken der Fake News. "Nehmen wir das ZDF, die hervorragende Journalisten haben: Wenn die eine Recherche geleistet haben, weiß ich nicht, ob wir das nochmal machen müssen." Man werde "sicherlich im Laufe der nächsten Wochen und Monate sehen, inwieweit man da kooperieren kann", sagt der "Tagesschau"-Chef, der dabei auch einer Zusammenarbeit mit privaten Medien nicht abgeneigt scheint.
Gratwanderung für ARD & ZDF
ZDF-Chefredakteur Peter Frey ist indes deutlich vorsichtiger. ZAPP sagt er zwar, er sei für den Austausch über die Begriffe zu haben, die es zu checken gelte - auch, um Doppelarbeit zu vermeiden. Ansonsten sei es aber "besser, wenn jeder für sich arbeitet - weil man ja auch nicht bestätigen sollte, dass es hier Medienverbünde gibt, die sich gegen irgendwelche Feinde von außen zusammenschließen". So machen sich die Redaktionen von ARD und ZDF beim Kampf gegen Fake News nicht zuletzt auch auf eine neue Gratwanderung auf.