Betrugsverdacht beim Kinderkanal von ARD und ZDF
Der federführende MDR wollte solche Lücken schließen. Denn schon einmal hat der Sender mit einem Korruptionsfall für Schlagzeilen gesorgt. Der ehemalige Sportchef Wilfried Mohren hatte Veranstaltungen und Firmen werbewirksam im eigenen Programm platziert und abkassiert. Er wurde verurteilt wegen Bestechlichkeit und Betrugs. Für den MDR ein Schaden von über 300.000 Euro. Doch vor allem ein Image-Desaster. Der MDR kündigte schärfere Kontrollen an.
Steffen Kottkamp erklärt: "Wir haben genauso wie der Gesamt-MDR das Vier-Augen-Prinzip eingeführt und auch konsequent umgesetzt. Insofern haben wir all die Maßnahmen auch ergriffen, die sich aus diesem Fall ergeben haben."
Doch die Maßnahmen reichten beim Kinderkanal offensichtlich nicht aus. Dabei schreibt das Vier-Augen-Prinzip vor, dass Rechnungen von verschiedenen, voneinander unabhängigen Mitarbeitern überprüft und unterzeichnet werden müssen.
Gerd Schuchardt fragt: "Wenn es nur einen Betrüger gab beim Kinderkanal, der in die eigene Tasche gewirtschaftet hat, und das Vier-Augen-Prinzip läuft, der Betrüger hat ja nur zwei Augen, das andere Augenpaar ist für mich von Interesse: Wer war das? Waren die ausreichend kompetent? Waren die unabhängig genug? Wie konnte es passieren, dass dieses Prinzip vier Augen hier nicht gegriffen hat?"
Steffen Grimberg: "Ich habe so ein bisschen den Eindruck, man hat beim Kinderkanal wirklich gedacht: Das ist so das kleine, nette Anhängsel, da muss man nicht drauf gucken. Da wird schon alles in Ordnung gehen und in Ordnung laufen. Das hat sich jetzt allerdings als großer Trugschluss erwiesen."
Strukturelle Schwächen waren bekannt
Bereits im Revisionsbericht 2009 wurden strukturelle Schwächen des Senders bemerkt. Es gebe zu wenig Mitarbeiter, die zeichnungsberechtigt seien. Der KI.KA reagierte.
Kottkamp: "Wir haben mehr Leute mit Anweisungsberechtigungen, mit Zeichnungsberechtigungen ausgestattet, um die Gruppe derjenigen, die Leistungen und Lieferungen überprüfen können, auszuweiten. Um sicherzustellen, dass Leistungen und Lieferungen auch wirklich überprüft werden."
Mehr Leute, die beim KI.KA unterzeichnen und prüfen durften. Aber wohl alle waren dem zweiten Mann im Sender hierarchisch unterstellt und somit auch abhängig. In einer Struktur, die der Herstellungsleiter gut kannte.
"Tatsache ist, dass der Herstellungsleiter von Anfang an, also noch vor Sendebeginn des KI.KAs schon hier war und mit auch damit beauftragt war eine Struktur aufzubauen und zu etablieren", stellt Kottkamp fest.
Und so kannte der Verdächtigte die Schwachstellen des Systems und er kannte viele Mitarbeiter seit vielen Jahren. Wohl ein fahrlässiges Konstrukt.
Steffen Grimberg: "Das ist für das öffentliche-rechtliche System insgesamt eine Blamage, weil es gezeigt hat, dass entgegen seinen eigenen Beteuerungen, nach den Betrugsfällen der vergangenen Jahre, es nicht in der Lage ist, sich in einem Maß selbst in den Griff zu bekommen, dass solche Sachen wirklich ausgeschlossen sind."
Die Blamage ist da, aber noch ist viel zu wenig darüber bekannt, wie es dazu kommen konnte. Und dennoch hat der MDR einmal mehr schärfere Kontrollen angekündigt.
- Teil 1: Betrugsverdacht beim Kinderkanal von ARD und ZDF
- Teil 2: Fehler im System? Nicht das erste Mal