Zerrbild: Wie vermitteln Medien den Islam?
Islamfeindlichkeit ist offensichtlich salonfähig geworden: Vor allem dort, wo die wenigsten Muslime leben, skandierten Tausende Anti-Islam-Parolen – zum Beispiel in Leipzig oder Dresden, wo Pegida begann.
Also dort, wo Deutsche keinen Alltag mit Muslimen erleben und das Islambild medial geprägt wird. Zum Beispiel über Titel wie "Die dunkle Seite des Islam", "Islamisten auf dem Vormarsch - Gefahr für Deutschland" oder "Deutschland und der Islam - Wie passt das zusammen?".
Die Verantwortung der Medien
Sind Medien also mit für die wachsende Islamfeindlichkeit verantwortlich? Prof. Kai Hafez von der Universität Erfurt beantwortet diese Frage mit einem klaren Ja. Bestätigt wird er darin von einer aktuellen Bertelsmann-Studie zur Wahrnehmung des Islam in Deutschland: 57 Prozent der Deutschen verstehen das Schlagwort "Islam" als Bedrohung, 61 Prozent finden sogar, der Islam passe nicht in die westliche Welt.
Die wenigsten jedoch kennen sich tatsächlich mit der Religion aus und nehmen offensichtlich gar nicht mehr wahr, dass hier ein Glauben inzwischen permanent politisiert wird. Doch wer ist "der Islam"? Die Antwort: viele verschiedene Strömungen.
Experten kritiseren negativen Fokus auf den Islam
Journalisten dementieren die Zusammenhänge zwischen Berichterstattung und negativem Islambild. Auf Anfrage von ZAPP antwortet ein Sprecher des "Focus": "Wir glauben, diese Ängste entstehen vor allem, weil eine kriminelle Minderheit den Glauben einer friedlichen Mehrheit auf beispiellose Art und Weise missbraucht und Terror verbreitet."
Der Kommunikationswissenschaftler Hafez hingegen kritisiert das sogenannte Agenda-Setting: Berichterstattung über Themen mit Islambezug sei fast immer negativ konnotiert. Neben der Krisenberichterstattung gebe es zu wenige Reportagen aus dem Alltag muslimischen Lebens.