Stand: 27.05.2015 14:00 Uhr

Auf den Balkan-Spuren von Karl May

ARD-Korrespondent Till Rüger
Till Rüger promovierte über Schmetterlinge bevor er seinen journalistischen Berufsweg einschlug. Seit 2014 berichtet er als Korrespondent der ARD aus dem Studio Wien über Südosteuropa.

Seit August 2014 ist Till Rüger Korrespondent der ARD im Studio Wien. Von dort berichtet er über die Länder Südosteuropas. Schon als Kind hatte es ihm der Balkan angetan - inspiriert von Karl Mays Romanen "Durch das Land der Skipetaren" oder "In den Schluchten des Balkan". "Seit damals weiß ich: Diese Länder des Balkans willst du - anders als Karl May - wirklich bereisen und über sie schreiben", so Rüger über seinen Kindheitstraum. Doch wie so oft, kommt erst mal alles anders. Zunächst beschäftigt er sich mit einem ganz anderen Thema und promoviert über: "Die Metamorphose von nachtaktiven Schmetterlingen", bevor er seine eigene Metamorphose durchläuft und im Journalismus seine berufliche Heimat findet. "Für mich ist Südosteuropa vor allem eine Region, in der man Ideen und Impulse für ein junges Europa finden kann, und genau darüber möchte ich berichten.
Mit Sudioleiterin Susann Glass betreibt er auf tagesschau.de den Videoblog "Von Wien nach Südosten". Auf Twitter können Sie ihm folgen unter: @RuegerTill.

Was hat Sie bis jetzt in Ihrer Korrespondenten-Wahlheimat am meisten beeindruckt?

Till Rüger: Das Wiener Parksystem, das ohne Parkscheinautomaten funktioniert. Stattdessen kauft man in kleinen Trafik-Läden ein vorgedrucktes Ticket für 30, 60 oder 90 Minuten und kreuzt Parkzeit, Datum und das Jahr an. Genial und umweltfreundlich, so spart man sich teure Automaten, Strom und Personal.

Was hat Sie am meisten schockiert?

Rüger: Dass man hier in jedem Caféhaus zum Kaffee eine Tasse heißes Wasser bestellen kann, um den Kaffee zu strecken. Das ganze nennt sich dann "Verlängerter".

Korrespondent Till Rüger mit einem Malamute-Schlittenhund.
Till Rüger liebt die Natur. Erfahrungen mit Schlittenhunden hat er schon gemacht. Ob seine Begegnung mit Braunbären beim Dreh in Rumänien ähnlich harmonisch verlaufen wird?

Welche Geschichte wollen Sie unbedingt in Ihrer Zeit als Korrespondent erzählen?

Rüger: Eine Story über Bären in Rumänien. Ganze Familien von Braunbären leben dort aus der Mülltonne. Was für die Bären ein allabendliches Festmahl ist, wird für die Anwohner immer mehr zum lebensgefährlichen Ärgernis.

Was ist die größte Herausforderung für die Zusammenarbeit mit den Redaktionen in Deutschland?

Rüger: Den "Experten" in den Redaktionen in Deutschland auf freundliche und überzeugende Art zu vermitteln, dass die Realität vor Ort oft eine andere ist, als sie in der "FAZ" oder der "Süddeutschen Zeitung" dargestellt wird.

Was haben Sie bei jeder Drehreise dabei?

Rüger: Eine Packung Ohrstöpsel. Auf dem Balkan sind die Zimmerwände oft recht dünn und man hört meist deutlich, was im Nebenraum passiert. Und eine Packung Müsliriegel als Notration, denn machmal geht man als Korrespondent auch ohne Abendessen ins Bett.

Was war bisher die größte Panne, die Ihnen widerfahren ist?

Rüger: Bei einem offiziellen Interview mit dem bulgarischen Präsidenten Rossen Plewneliew rutschte mir mehrfach Rumänien statt Bulgarien in meine Frage. Er nahm es gelassen, korrigierte mich nicht und sprach stattdessen eindringlich über Bulgarien.

Mussten Sie aus Höflichkeit bei einer Drehreise schon mal Merkwürdiges essen oder trinken?

Rüger: Bei einem vormittäglichen Dreh mit Hausbesitzern direkt an der kroatisch-serbischen Grenze zum Thema "kleiner Grenzverkehr" wurde uns von jedem Eigentümer erstmal ein Sliwowitz-Schnaps vor dem Interview angeboten. Nach zwei Stunden Drehzeit und zehn Hausbesuchen war ich nicht mehr richtig ansprechbar und musste einen ausgiebigen Mittagsschlaf halten.

Was ist Ihr Lieblingsplatz in Wien?

Rüger: Das Café Jelinek im 6. Bezirk. Dort gibt es den besten Schokoladenkuchen Wiens und im Winter einen stilechten bauchigen Kohleofen der wohlige Wärme verbreitet.

Till Rüger sitzt an einem See in der Sonn.
An einem See in der Sonne sitzen: So verbringt Rüger gerne arbeitsfreie Sonntage.

Wie sieht für Sie ein perfekter Sonntag aus?

Rüger: Eine ausgedehnte Berg- oder Radtour durch die Alpen mit anschließendem ausgiebigen Schwimmen und Relaxen an einem stillen Bergsee bis die Sonne untergeht.

Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Heimat?  

Rüger: Natürlich etwas zu Essen: Eine Portion echte Nürnberger Bratwürste mit saurem Spargelsalat und frisch gekochten Kartoffeln.

Interview
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Weitere Informationen
Christian Stichler; Stefan Niemann und Claudia Buckenmaier (Bildmontage) © Fotolia, NDR, WDR Foto: PaulPaladin, Christian Spielmann, Dirk Anschutz

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