Tatort
Mittwoch, 19. Juli 2023, 22:30 bis
00:20 Uhr
Ein Lehrer, der sich in seine Schülerin verliebt. Ein jugendlicher Verehrer, der das Versteckspiel aufdeckt, seine Mitschülerin erpresst und schließlich erschlagen aufgefunden wird: Bis heute zählt der Tatort "Reifezeugnis" zu den bekanntesten und erfolgreichsten Folgen der Sonntagabend-Reihe. Der Krimi löste bei seiner Erstausstrahlung am 27. März 1977 aufgrund der brisanten Thematik einen Fernsehskandal aus. Die Darstellung einer sexuellen Beziehung zwischen einem Lehrer und seiner Schülerin und die Nacktszenen der damals erst 16-jährigen Nastassja Kinski machten den Fall zum allgemeinen Tagesgespräch - und bescherten ihr und dem damals noch unbekannten Regisseur Wolfgang Petersen ("Das Boot") den internationalen Durchbruch.
Christian Granderath, NDR Fernsehfilm-Chef: "Reifezeugnis mit Nastassja Kinski war in den Siebzigern eine sexuelle Initiation für sehr viele männliche Jugendliche. Auch deswegen ist dieser Tatort zur Legende geworden."
Wegen der aktuellen vielfachen Wiedergabe dieses Zitats hier eine aktuelle Ergänzung (22.02.2024):
Christian Granderath, NDR Fernsehfilm-Chef: "Sagen was war, ist ebenso wichtig wie zu sagen, was ist - der Satz stammt aus dem März 2017 und ist sieben Jahre alt. Das Zitat stellt eine zeitgeschichtliche Einordnung des Tatorts in die 70er Jahre und keine Bewertung dar. In den Archiven finden sich viele Aussagen, die man heute vermutlich anders formulieren würde. Seit der #MeToo-Debatte ist die Sensibilität für derartige Fragen entsprechend größer und das ist richtig.“
"Verfängliche Situation" am See
Zum Inhalt: Das Ehepaar Fichte ist zufrieden. Die beiden haben sich gerade ein bisschen eingelebt in einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein und auch die Kollegen an der Schule sind nett. Doch dann sollen sie nach Lübeck versetzt werden. Aber Rektor Dr. Forkmann macht sich stark, und so bleiben Studienrat Helmut Fichte, 32, und Oberstudienrätin Dr. Gisela Fichte, 32, seinem Gymnasium erhalten.
Michael Harms (Marcus Boysen) ist unzufrieden. Seit einiger Zeit geht er nun schon mit Sina Wolf (Nastassja Kinski) - aber nichts läuft. Immer muss sie Schularbeiten machen, sagt sie, und auch die Pille vertrage sie nicht. Sina ist allerdings nicht nur ungewöhnlich hübsch und reizvoll, auch ihre schulischen Leistungen sind für ihren Klassenlehrer Helmut Fichte ein wahrer Grund zur Freude. Inge, Katrin und Gitte, Klassenkameradinnen von Sina, sind unglücklich, denn ihre Versetzung ist ernsthaft gefährdet. Da ergibt sich eine Gelegenheit: Harms hat - völlig verstört - erzählt, er habe Sina und Fichte gesehen, und zwar in einer "verfänglichen Situation" am See.
Inge will Fichte erpressen
Nun geht es los: Zwischen Inge und Helmut Fichte findet ein Dialog statt, der in einer Erpressungsabsicht der Schülerin endet: "Morgen ist ja wohl die große Englischarbeit, ja?" Er antwortet: "Ja." Inge: "Wenn ich eine Vier schreibe, könnte ich die eine Sechs ausgleichen und im Durchschnitt auf eine Fünf kommen - dann schaff' ich die Versetzung ... ?" Fichte: "Wie willst du denn eine Vier schreiben?" Inge: "Wenn ich mit dem Abi nicht klar komme, schlägt mich mein Vater tot." Fichte: "Dann red' ich mit ihm, ehe es soweit ist." Inge: "Ich glaube aber trotzdem, dass Sie mich morgen auf eine Vier bringen." Fichte: "Ich - dich? Wie denn?" Inge: "Weil ich ja auch fair bin. Ich sage nichts. Ich bin gestern am See gewesen ..."
Erschlagen beim Versuch zu helfen?
Dann geschieht ein Verbrechen: Michael Harms wird erschlagen. Im Polizeibericht steht, Sina Wolf habe ausgesagt, ein Mann, etwa 1,70 Meter groß, ziemlich untersetzt, bekleidet mit einer Art grünem Jägeranzug, habe versucht, sie zu vergewaltigen. Harms sei ihr zu Hilfe gekommen und auf den Mann losgegangen. Der habe sich einen Stein gegriffen und Michael erschlagen. Aber so ist es nicht gewesen.
- Schauspieler/in
- Klaus Schwarzkopf als Kommissar Finke
- Rüdiger Kirschstein als Assistent Frank
- Christian Quadflieg als Helmut Fichte
- Nastassja Kinski als Sina Wolf
- Judy Winter als Dr. Gisela Fichte
- Petra Verena Milchert als Inge
- Regie
- Wolfgang Petersen
- Autor/in (Drehbuch)
- Herbert Lichtenfeld
- Kamera
- Jörg-Michael Baldenius
- Redaktion
- Rosenberg, Philine