Zeitreise: Die Grenzfotografin
Was heute schon in den Geschichtsbüchern steht, das hat Heike Fischer aus Ratzeburg miterlebt. Nicht nur, weil sie unmittelbar an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze wohnte, sondern weil sie Zeitzeugin war. Als Fotografin hat sie das festgehalten, was sich an der Grenze abgespielt hat. 700 Bilder sind es inzwischen. Jedes Mal, wenn sie auf den Auslöser gedrückt hat, hat sie auch ein Stück Geschichte bewahrt, ein Stück Weltgeschichte vor der eigenen Haustür dokumentiert.
Beobachtungen an der Grenze
Lange waren Zäune, Grenztürme und Stacheldraht Alltag für sie. Die Grenze war eben da, sagt sie. Aber als die Zeit der DDR endete, da begann für Heike Fischer die Zeit des Fotografierens. Was sie am 12. November 1989 in Mustin erlebte, packte sie endgültig. Heike Fischer war dort, weil sie für eine Lokalzeitung gearbeitet hat. Und obwohl ihre Augen nur durch den Sucher blickten, wurde Heike Fischer von einer Zuschauerin zur Zeitzeugin. Was hinter der Geschichte steckte, hinterm Zaun, das hat sie erst neugierig gemacht, dann unsicher. Weil sie befürchtete, Ärger zu kriegen, wenn sie Fotos machte.
Keine Behinderungen beim Fotografieren
Anfangs hat Heike Fischer dem Frieden nicht getraut. Es war anders, als nur schöne Landschaft zu fotografieren. Oft konnte sie nicht glauben, was sie da sah. "Manchmal war es so schaurig, dass ich fast vergaß, zu fotografieren", erinnert sie sich noch heute. Entsetzt war sie über die Sperranlagen, von denen sie nichts geahnt hatte. Dennoch wurde aus dem Beruf eine Berufung. Unzählige Kilometer ist sie an der ehemaligen Grenze entlang gelaufen - den Fotoapparat hatte sie dabei immer im Gepäck. Selbst wenn die Spurensuche manchmal schwierig ist und langsam die Motive verschwinden, eines hat sie sich vorgenommen: Sie wird weiter fotografieren, wenn sie etwas entdeckt von der ehemaligen Grenze. Denn das, was Deutschland trennte, fasziniert Heike Fischer noch immer - auch nach 20 Jahren.