Zeitreise: Wohnparadies Mettenhof
Horst Reyer war 24 Jahre alt und frisch verheiratet, als er mit seiner Frau in den neuen Stadtteil Kiel Mettenhof zog. Als einer der Ersten bezog er 1967 das erste fertiggestellte Hochhaus - Bauzeit gerade mal zwei Jahre. Endlich eine schöne, große Wohnung mit allem Komfort. Statt Kohle Schleppen und Klo auf halber Treppe, nun Vollbad und Zentralheizung. Und dieser Blick aus dem achten Stockwerk - herrlich. In kürzester Zeit entstand eine Trabantenstadt für fast 40.000 Einwohner vor Kiel. Autofreundlich sollte sie sein, und das war sie auch mit vielen Parkplätzen und großen Straßen vor der Tür.
Planungsfehler im Großprojekt
Aber die Planer hatten einiges vergessen. Lange gab es keine Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants oder eine Post in dem neuen Stadtteil. "Aber kinderfreundlich sind Hochhäuser nicht", erzählt Horst Reyer, der selbst in Mettenhof Vater wurde. Mit den Fahrstühlen durften die Kleinen alleine nicht fahren oder kamen erst gar nicht an die Knöpfe. Und ein Kind aus einem Hochhaus unten auf dem Spielplatz beaufsichtigen, unmöglich für Mütter.
Schnell wurde Mettenhof als "Mettentown" verschrien.
Gescheitertes Projekt in Mettenhof
Als sich in den 1980er Jahren der Wohnungsmarkt entspannte, kam es immer öfter zu Leerständen in dem einstigen Vorzeigestadtteil.
Heute würde kein Architekt so einen Stadtteil mehr bauen, sagt Professor Michael Breda von der Kieler Muthesiushochschule. Das Projekt ist gescheitert. Horst Reyer ist seinem Stadtteil treu geblieben, lebt bis heute in einem Hochhaus in Mettenhof.