Zeitreise: Wilhelm Petersen - Nazipropaganda mit dem Zeichenstift
Der Maler Wilhelm Petersen war auch ein Nationalsozialist, Mitglied der Waffen-SS und Kriegszeichner für das Propaganda-Ministerium. Das Museum in der Wewelsburg beschäftigt sich mit seiner Geschichte.
Wer zwischen den 1950er und den 1980er Jahren aufgewachsen ist, kennt ihn: Mecki, den lustigen Igel aus der Zeitschrift "Hör Zu". Mit diesen Mecki-Comics ist der Elmshorner Maler Wilhelm Petersen in der Nachkriegszeit bekannt geworden. Dass er aber glühender Nationalsozialist war, Mitglied der Waffen-SS, Kriegszeichner im Auftrag des Propaganda-Ministeriums, ist weniger bekannt. Man sprach nicht gern drüber - im Gegenteil. Und das ist bis heute so. Nun haben seine Kinder entschieden, einen Teilnachlass an ein Museum in Nordrhein-Westfalen zu geben - vor fast vier Jahren schon. Dieses Museum ist in der Wewelsburg. Die war in der Nazizeit Stützpunkt der SS. Heute ist sie Gedenkstätte. Ein Team von Historikern und Historikerinnen beschäftigt sich dort vor allem mit den Tätergeschichten. Sie ordnen Wilhelm Petersen dort umfassend historisch ein.
"Brunhildes Abschied von Isenstein" hing jahrzehntelang im Rathaus
Es gibt da dieses Bild: "Brunhildes Abschied von Isenstein" von 1937. Die dargestellten Sagenfiguren sind im Stil des Nationalsozialismus gemalt. Seit 1966 hatte das Bild als Bundesleihgabe im kleinen Kollegiumssaal im Elmshorner Rathaus gehangen. Wilhelm Petersen hatte es 1937 für Hermann Göring gemalt. Erst 1994 hatten es die Verantwortlichen im Elmshorner Rathaus abgehängt, aber eine kritische Auseinandersetzung damit hat es hier bisher nicht gegeben. Trotz Wilhelm Petersens Nazi-Vergangenheit, seiner Verbindungen zur HIAG, der Nachfolgeorganisation der Waffen-SS, seinen Buch-Veröffentlichungen in rechtsradikalen Verlagen, wurde er in seiner Heimatstadt über seinen Tod hinaus von vielen verehrt. Das Kreismuseum Wewelsburg hat "Brunhildes Abschied von Isenstein" als Leihgabe angefragt.
Das sogenannte "Germanengrab" in Itzehoe
Die Forschenden auf der Wewelsburg ordnen Petersen auch am Beispiel Itzehoe historisch ein: Es geht um das von den Nationalsozialisten sogenannte "Germanengrab". Wilhelm Petersen hatte 1936 ein Wandgemälde für diesen Ort entworfen. Kurz zuvor hatten Archäologen hier Grabbeigaben aus der Bronzezeit ausgegraben. Die Nazis bauten eine Kuppel darüber, um den Ort für Propagandazwecke zu nutzen. Wilhelm Petersens Entwurf zeigt großformatige Germanen-Figuren. Germanen wurden hier allerdings nie bestattet. Sein Entwurf sollte nicht die Tatsachen abbilden. Er sollte allein der germanischen Rassenideologie dienen. Auch eine Gruppe Itzehoer Forscher beschäftigt sich seit Langem mit Wilhelm Petersen und hat herausgefunden: Wegen des Krieges konnte Petersen das Wandgemälde nie vollenden. Seine Bewunderer hatten sich aber darum bis in die 1980er Jahre bemüht. Auch in Itzehoe hatte Petersen viele Anhänger.
Die verhinderte Ehrenbürgerschaft
Man bewunderte Wilhelm Petersen, auch als Zeichner der Mecki-Geschichten. Die Forschenden auf der Wewelsburg bewerten diese heute als eindeutig rassistisch. Auch das zeigt ihre Ausstellung.
Bis heute nennen Petersen viele "Professor", wenn sie von ihm sprechen. Den Titel - das zeigt die Ausstellung - hatte ihm Hitler 1938 verliehen, obwohl Petersen weder studiert noch jemals gelehrt hatte. Zum Wilhelm Petersens 75. Geburtstag gab es im Elmshorner Rathaus eine Jubiläumsausstellung. Der damalige Bürgermeister Kurt Semprich wollte ihn zur Feier des Tages zum Ehrenbürger machen. Alle Fraktionen stimmten zu - bis auf die SPD. Sie boykottierte die Ausstellung. Und die Elmshorner Nachrichten berichteten. Der Chefredakteur schrieb einen bissigen Kommentar über die Nazi-Vergangenheit Wilhelm Petersens. Danach war die Ehrenbürgerschaft vom Tisch.
Die Ausstellung zeigt deutlich: Wilhelm Petersen blieb der Ideologie des Nationalsozialismus treu, blieb Antisemit und Rassist, wurde NPD-Mitglied. Wilhelm Petersen hatte nie bereut, bis zum Ende seines Lebens nicht. Er starb 1987.